Evangelikale Lehren verhöhnen den lebendigen Gott.
Evangelikalen – leider muss es gesagt werden – ist der Entwicklungsgedanke – ontogenetisch und phylogenetisch – völlig fremd.
Mit der Darwinistischen Theorie verwerfen sie prinzipiell jede Form der Evolution. Eines bedenken sie dabei natürlich nicht: Die Darwinistische Theorie ist in Wahrheit gar keine Theorie, sondern eine rein mechanistische, in sich zirkuläre Erklärungsart für den Lebensvollzug, die ihr Ziel verfehlt. Genau besehen entspricht der Darwinismus der Atom- und Entwicklungslehre des Epikur, allerdings ohne die Freundlichkeit und Leutseligkeit dieses Philosophen. Aber wie dies bei den Evangelikalen in Anbetracht ihrer schwarz-weiß-Malerei fast immer der Fall ist, wird auch hier das Kind mit dem Bade ausgeschüttet, das mechanistische, sinnlose, ihm Grunde lebensfeindliche Weltbild des Darwinismus mit einem Bekenntnis zur Evolution der Geistseele gleichgesetzt und das eine im gleichen Atemzug wie das andere verworfen. An seiner Stelle wird eine Form des Kreationismus gelehrt, die aus Gott einen Maschinenbauer macht, der seine Produkte mit Geistessprit versorgt. Eine Autonomie schreibt dieser Gott seinen Produkten nur in der Entscheidung zum Gehorsam zu, andernfalls rächt er sich an ihnen, indem er sie für immer sich selbst in der Hölle überlässt, unbeeindruckt von dadurch hervorgerufenen entsetzlichen Leiden.
Die Evangelikalen haben auch noch immer nicht verstanden, dass die Erlösung durch Gott eine Werkgerechtigkeit ausschließt und eine Sündenvergebung durch Gott bei aufrichtiger Reue von jeder Sündenlast freispricht. Die Werke des Freigesprochenen sind Liebeswerke des in der Liebe Freigesprochenen und keine Zusatzwerke, die besonders guter Noten wegen getan werden können. Es heißt ja wörtlich, dass der wahrhaft Gläubige in kein Gericht kommt. Warum nimmt man es nicht wörtlich? Dennoch sprechen die Evangelikalen von einem „Preisgericht“, das in der Bibel nicht vorkommt, und worunter sie eine besondere Belohnung der Geretteten gemäß ihren Werken verstehen. Dann stünde also König David, der als ein Mann nach dem Herzen Gottes bezeichnet wird, seiner Verbrechen wegen weit unter ihnen. Evangelikale beantworten damit eindeutige biblische Aussagen mit einem „Jein“. Ein evangelikaler „Vorentrückungs“-Prediger im Internet macht Gott sogar zu einem Oberlehrer, der im „Preisgericht“ Noten von sehr gut bis mangelhaft verteilt. Die derart Bemessene müssen sodann mit dieser Bemessung eine ganze lineare Ewigkeit verbringen, ohne sich wandeln zu können, etwa wie ein Abiturient, der wegen schlechter Noten kein Numerus-Clausus-Fach studieren kann, denn nach evangelikaler Lehre ist die Psyche nach dem Tod für immer festgeschrieben. Nach dieser Lehre erhalten Erlöste also gemäß ihres Tätigkeitseifers ein Mehr oder Weniger an Seligkeit – und dies für alle Zeit. Man muss sich also bei Gott schon mächtig anstrengen in seinen Werken, wenn man ein Einser-Schüler werden will. Unter uns: Mit einer Bewertung mangelhaft käme in Wirklichkeit niemand in den Himmel. Es muss zuvor das Mangelhafte abgewaschen werden. In der Bibel wird demgegenüber aber deutlich gemacht, dass es in der Auferstehung Rangunterschiede im Hinblick auf Herrlichkeit und Wirkmächtigkeit der Auferstandenen gibt, die Paulus im Glanz von Sonne, Mond und Sterne beschreibt. Aber diese Rangordnung, die allerdings keine individuell gestaffelte, sondern eine Gruppenrangordnung ist, besteht eben nur erst am Anfang einer erfolgten Auferstehung bzw. unvergänglichen Überkleidung des astralen Leibes, da die Geretteten in unterschiedlichen Reifegraden in die Auferstehung eingehen. Die Unterschiede bleiben nicht für alle Zeiten gleich. Äonisches Leben ist Wachstum in Fülle und Reife und der Lohn für ein erreichtes Lebensziel ist keine faule Ruhe, sondern eben die Befähigung zu weiteren, immer größeren Liebeswerken, worin das äonische Leben bis zum Eintritt der universalen Zeitewigkeit besteht. Der Gott der evangelikalen Dogmen aber ist ein Gott des Todes, nicht ein Gott des Lebens.