Kopffüßler, 1979, Kugelschreiberzeichnung (invertiert)
Kopffüßler, 1979, Kugelschreiberzeichnung (invertiert)

Über Logik und Emotionen

Der Ausdruck „Emotion“ ist weit davon entfernt, das Spektrum der Gefühle zu umfassen.

Der fiktive Außerirdische Spock vom Planeten „Vulkan“ aus der Science-Fiction-Serie Star Trek Raumschiff Enterprise ist durch und durch ein Kopfmensch.

Nur kalte Logik hat für ihn Bedeutung. Es handelt sich allerdings um eine Logik, die ganz und gar dem modernen humanistischen, ja transhumanistischen Zeitgeist verpflichtet ist. In der Ethik dieser Logik steht der Mensch im Mittelpunkt, aber eben nicht der konkrete einzelne Mensch, dem man sich zuwenden sollte, sondern eben das in der Moderne so gerühmte allgemeine Wohl der Menschheit, das „Allgemeinwohl“. Diesem allgemeinen Wohl ist das Wohl des Einzelnen untergeordnet, weshalb auch das Wohl einzelner Menschen dem Wohl einer größeren Zahl von Menschen aufzuopfern sei. Das sind weltanschauliche Grundsätze, die sich nur durch ein ethisch ummänteltes Kalkül rechtfertigen lassen, das auf Statistiken und Zahlen aufbaut und die lebendige Wirklichkeit unberücksichtigt lässt. Die „Vulkanier“, so wird im Laufe der Serie deutlich, sind eine Rasse, die sich ursprünglich durch starke Emotionen und Leidenschaften auszeichnete und vor Jahrhunderten im Begriff war, sich gegenseitig auszurotten. Die spitzen faunenhaften Ohren weisen auf diese triebhafte Veranlagung hin. Um die gegenseitige Ausrottung zu verhindern, habe ein Philosoph namens Surak eine neue Philosophie entwickelt, die auf reiner Logik basierend Emotionen unterdrückt und kontrolliert. Diese Philosophie sei dann von allen Bewohnern des Planeten zur Rettung der Rasse übernommen worden. Das Problem, das sich in solch einer Philosophie auftut, besteht allerdings darin, dass sie darauf abzielt, neben der Regulierung und Beherrschung von Emotionen möglichst auch sämtliche Gefühle zu unterdrücken. Nun gilt es aber Gefühle von Emotionen zu unterscheiden. Das Spektrum der Gefühle umfasst sämtliche Formen sensitiver Wahrnehmung, physischer sowohl wie psychischer und spiritueller. Gefühle geben nicht nur über leibliche Befindlichkeiten Auskunft, in denen sie wurzeln, sondern bei entsprechender Resonanz auch über die Befindlichkeit und fühlende Wahrnehmung anderer Menschen, Wesen und sogar von Gegenständen, die mit der eigenen leiblich-seelischen Befindlichkeit verglichen werden, indem man sie in sie aufnimmt. Somit sind Gefühle auch die Grundlage des Denkens, und zwar eines lebendigen, wirklichkeitsgesättigten Denkens. Ein abstraktes Leib- und wesenloses Denken ist bloß davon abgeleitet. Emotionen dagegen signalisieren mehr eine subjektive Stellungnahme auf ein ganzes Spektrum subtiler Gefühle unabhängig vom Grad der verarbeitenden Reflexion im Verstand. Es ist ein materialistischer, transhumanistischer, „vermännlichter“ Zeitgeist, der mit der Äußerung von Emotionen auch das gesamte Spektrum der Gefühle verdammt und damit die Wirklichkeit verfehlt. Auf der anderen Seite tut sich in Reaktion eine unbeherrschte, rein subjektiv emotionale Geisteshaltung hervor, die sich in religiös-charismatischen Bewegungen kundgibt und für spirituell gehalten wird.