Junge Frau, 1982, Buntfarbstift
Junge Frau, 1982, Buntfarbstift

Über den Unterschied im Denken und Empfinden bei Frauen und Männern

Männer und Frauen sind grundlegend polarisiert und ihre Aufgabe aneinander besteht darin, sich wechselseitig im Gegenüber zu finden.

Es ist eine tiefe Wahrheit, dass Frauen und Männer bis in die feinsten Strukturen der Seelen- und Leibesverfassung nach Weisheit und Liebe polarisiert sind, …

– so dass wie Swedenborg sagt, der Mann „von Weisheit umhüllte Liebe“, die Frau „von Liebe umhüllte Weisheit“ ist. Das Innere von Mann und Frau sucht im jeweils Äußeren sein Äquivalent zu seiner Verwirklichung, was auch der Kern der ehelichen Liebe ist.

Der männliche Wille, nach außen expansiv und aneignend ausgerichtet, ist seinem Wesen nach imperialistisch geprägt. Menschenfeindliche Ideologien haben im Laufe der Jahrtausende die Gesellschaftsordnung geprägt und in der Unterdrückung und Erniedrigung des Weiblichen im Menschen während des neunzehnten Jahrhunderts ihren Höhepunkt erreicht, dessen zerstörerische Früchte wir heute ernten. Aus dem Höhepunkt der Unterdrückung ergab sich die dringende Not der Frauenemanzipation. Aber aus einem Ringen um Wahrheit und Weisheit, das vor allem den männlichen Willen auszeichnet, wurde ein globaler Imperialismus geboren, der die ganze Welt unterjochen und selbstzerstörerisch auch das Wesen der Frau abschaffen will.

Frauen mögen in der Regel nicht dieses unbedingte Ringen um die Wahrheit, das den Männern eigen ist, dieses sich Verbeißen in eine einmal gefasste Gedankenrichtung. Das ist ihnen von Natur aus unsympathisch. Sie lieben den großen Überblick, die horizontale Denkweise, den ganzheitlichen Gesichtspunkt, aus dem sie die Welt und die Dinge betrachten. Dabei besteht auch immer die Gefahr, sich in konkrete Details zu verlieren. Die Liebe zum konkreten Detail, verbunden mit der Bereitschaft, in dieser Haltung Schutz und Fürsorge zu geben, ist eine herausragende Eigenschaft des Wesens der Frauen. In dieser Eigenschaft sind sie allerdings oft der Gefahr ausgesetzt, den Überblick über die Komplexität von Weltzusammenhängen zu verlieren, aber die innere Verwurzelung in eine holistische Weltauffassung, die über das eigene Denken hinausgeht, schützt sie in der Regel davor, mit ihren liebgewonnenen Details die ganze Welt zu vergewaltigen. Daher können die Frauen mit viel größerer Leichtigkeit Dinge erlernen und sich Schulwissen aneignen als der Mann, ohne dadurch ihre innere, ganzheitliche Integrität angegriffen und belastet zu fühlen, sie können unter Umständen Ideologien, die in ihrem Wesen menschen- und naturfeindlich sind, im Intellekt abstrakt akzeptieren, ohne dadurch ihr Herz zu verhärten, denn in ihrem Wesen sind sie auf ein höheres Ganzes ausgerichtet, mit dem sie sich naturgemäß verbunden fühlen. Eine Demut vor der Weisheit ist in ihnen tief verwurzelt. Denn ihre Liebe und ihr Wesen ist Weisheit, die sie ohne das Männliche in ihnen und ohne den Mann nicht erreichen können.

Ganz anders in dieser Hinsicht der Mann: Es liegt in seiner Natur, sich in Details zu verbeißen. Nicht das sich Verlieren in Details ist seinem Wesen gemäß, sondern das sich Verbeißen in ein ganz bestimmtes Detail, das konsequent und eisern zu Ende gedacht werden muss. Männer konzentrieren sich mit eiserner Gewalt auf ein bestimmtes, liebgewonnenes Detail, unter dem sie dann die ganze Welt im Denken zu beherrschen suchen. Sie sind die geborenen Systemtheoretiker. Geringfügige Aspekte ihrer Erkenntnis bauen sie zu ganzen Weltsystemen aus und vergewaltigen damit die Natur der Dinge, zunächst im Denken, dann in der Tat. Männer sind daher auch viel größere Schulverweigerer als Frauen, weniger aus Angst, sondern vielmehr aus Abscheu. Hat ein Junge in einer Unterrichtstunde den Satz eines Lehrers entdeckt, der seine Würde und Integrität verletzt, so schaltet er ab, stört den Unterricht und wird passiv oder aktiv aggressiv. Männer sind in ihrer inneren Integrität viel leichter verletzbar als Frauen, aber auch bereit, ihr Herz durch Ideologien verhärten zu lassen, die ihnen genehm und sympathisch sind. Sie sind eigenwilliger im Denken und scheuen den offenen Kampf mit ihren Lehrern nicht. In ihrem Inneren aber wohnt eine Sehnsucht nach Ruhe und Hingabe. Eine tiefe Sehnsucht nach einem liebenden Wesen und tiefe Demut vor ihm ist ihnen eingewurzelt. Ihr inneres Wesen ist Liebe und ihre Weisheit ist auf diese Liebe im Äußeren ausgerichtet. Aber sie erlangen diese Liebe nicht und können sie nicht erreichen ohne das Weibliche in ihnen selbst oder die Gemeinschaft mit einer verwirklichten Frau.