Der Raum des Geistselbst ist der des Makrokosmos.
Mit der Wiederentdeckung des Aristoteles in der mittelalterlichen Theologie wurde der wesensmäßige Schwerpunkt der Geistseele auf die Vernunft gelegt.
Das Seelisch-Geistige im Menschen wurde intellektualisiert, das „Ich“ als geistiger Kern zu einem hauchartigen Phantom verdünnt. Seit Descartes wurde die Frage laut, wie sich dieses intellektuell verdünnte „Ich“ mit dem physischen Leib verbinden könne. Descartes nahm die Epiphyse – als das unpaarige Organ des Gehirns – für eine Kontaktstelle zwischen dem geistigen Ich und dem Körper an. Daraus ergab sich die Vorstellung eines winzigen quasi-Menschen, eines Homunculus, der die Körpermaschine von der Epiphyse aus wie ein Kranführer steuert. Von da an waren religiöse Philosophen in der Regel Dualisten, während die Materialisten erklärten, dass doch ein unsichtbarer Homunculus oder ein Geistkörper durch einen Fleischköper derselben Struktur nach wie vor überflüssig gemacht werden könne. Grundsätzlich stellt sich die Frage: Ist eine Verdoppelung oder gar Vervielfachung des Fleischkörpers in einen Geist-, Astral- und Ätherleib überhaupt nötig, wenn doch der erstere dieselben Funktionen ausüben könnte? Offenbar ja, denn der Fleischkörper allein kann dieselben Funktionen der drei anderen genannten Leiber allein nicht ausüben. Seine grobstoffliche Materie besitzt nicht die nötige Autonomie, um all die Leistungen hervorzubringen, die eine seelisch-geistige Entität voraussetzen. Mehr noch: Nicht einmal um die Mechanik der körperlichen Bewegung in Gang zu setzen reicht diese aus. Wieviel Energie wird benötigt, um einen Roboter zu bewegen, der die körperliche Leistung eines Menschen ausüben kann? Mehrere Kilowatt. Und wieviel Energie erzeugt das menschliche Gehirn? Nicht mehr als eine 20 Watt-Glühbirne. Ganz andere Kräfte müssen also im Spiel sein, um einen lebendigen Leib zu bewegen. Allein schon dieser Tatbestand spricht gegen die materialistische Theorie. Sind nun aber ein Äther-, Astral- und Geistleib bloße feinstoffliche, also materieartige Kopien des physischen Leibes? Mitnichten! Indem sie wesentlich dynamischer und autonomer sind, gehören sie nicht derselben Dimension, demselben Raumkontinuum an, wirken aber in diese hinein. Das Geistselbst aber ist so zu denken, dass es dem gesamten Kosmos angehört und einen seelisch-geistig-leiblichen Mikrokosmos innerhalb des Makrokosmos, gleichwohl in diesen hinein umfassend ausgedehnt, darstellt. Es verschmilzt mit dem gesamten All und ist zugleich ein Teil und ein lebendiges Glied in ihm, alles andere als eine abstrakte grammatische Regel, als welche moderne Sprachphilosophen das „Ich“ des Menschen darzustellen versuchen.
Von daher bedeutet die Inkarnation in einem Materieleib, welcher verschiedene biophysikalische Schichtungen in sich enthält, zugleich einen Abstieg in eine begrenzte Form, wie der teilhellsichtige Platon richtig erkannte. Sie bedeutet aber vor allem in der Auseinandersetzung mit diesem physischen Leib eine Aktivierung und Erweckung göttlicher Potenzen.