Christlich gefärbte Communities ersetzen die Sehnsucht nach Gott.
Jesus wollte niemals eine neue Religion begründen und etwa damit den alten Religionen nur eine neue Variante von Unausgewogenheit und Irrtümern hinzufügen, sondern einen neuen Weg zu Gott weisen, nämlich durch ihn selbst, den Mensch gewordenen Gott, Gott in menschlicher Person.
Wie sieht es nun heute in unserer Christenheit aus? Die meisten, die sich „Christen“ nennen, sind es nur pro forma und bekennen einen ethischen Humanismus in mythologischer Gestalt. Sie reden allenfalls, sofern Sie esoterisch orientiert sind, von einer allgemeinen „Christuskraft“, deren sich jeder ermächtigen könne, der freiheitlich und ethisch gesonnen sei. Die wenigsten haben die Bibel gelesen oder deren Weisheitstiefen auch nur im Ansatz verstanden. Das vollständige Versagen der offiziellen christlichen Kirchen seit ihrem jahrhundertelangen Wirken und eines Großteils freier Gemeinden erwies sich neuerdings deutlich wieder in ihrer geschlossenen Stellung zur Corona-Propaganda. Die wenigen unter den Christen, die die Bibel noch ernstnehmen und sich noch Reste eines urchristlichen Glaubens bewahrt haben, sind in aller Regel Trinitarier und glauben an einen Gott in drei unabhängigen menschenähnliche Personen, obwohl der biblische Ausdruck „im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“ im Kontext des Taufauftrages eine derartige Auffassung weder aufweist noch rechtfertigt. Für die diese drei Personen verbindende eigentliche Gottheit bleibt hier freilich wenig Raum übrig. So glauben tatsächlich einige Christen, es habe sich bei den drei Engeln, mit denen Abraham um die Zerstörung von Sodom feilschte, um die drei Personen der Trinität gehandelt. Das ist Unfug. Die urchristliche Wahrheit ist: Der Sohn Gottes ist das präexistente, reflektierte Selbst der ewigen, persönlich-überpersönlichen Gottheit. Gott ist in seinem Wesen dialogisch und der Heilige Geist ist die lebendige schöpferische Wesenskraft, die vom dialogischen Ur-Ich Gottes ausströmt. Gott steht mit seinem eigenen Wesen in Dialog und bildet vor aller Schöpfung in sich selbst eine lebendige, personale und zugleich überpersonale Einheit. Durch den Sohn, das reflektierte Selbst der ewigen Gottheit, der das Urbild der ganzen Schöpfung in der spirituellen Gestalt eines Menschen als Ebenbild Gottes in sich enthält, wurde die gesamte Schöpfung ins Leben gerufen, die vor dem Engelssturz unter Luzifer eine reine, harmonisch geordnete Lichtschöpfung war. Dieser „Sohn“ inkarnierte in Jesus und erlitt alle Versuchungen und Widerstände eines Erdenmenschen in uns heute noch unvorstellbarem Maße. Es ist im Grunde ganz einfach: Der „Vater“ (der persönlich-überpersönliche Urwesensgrund) ist im „Sohn“ (dem ewigen präexistenten, reflektierten persönlichen Urbild Gottes) und der „Sohn“ ist im „Vater“.
Unter den Trinitariern tun sich auch heute noch „Arianer“ hervor, welche die Gottheit Jesu leugnen, indem sie ihn etwa als ein quasi-Geschöpf Gottes, wenn auch als das erste und würdigste ansehen, Jesu Gottessohnschaft als „Adoption“ betrachten oder auch Jesus als Zwitterwesen zwischen Gott und einem Menschen definierten, etwa als einen bei der Zeugung urgeschaffenen Menschen, der würdig gewesen sei, die Gottheit in sich aufzunehmen oder sich mit ihr auch gänzlich bis zur Identität zu vereinigen. Derartige Auffassungen sind nicht nur widersinnig und anmaßend im Hinblick auf ein menschliches oder himmlisches Geschöpf, sondern stehen auch in klarem Gegensatz zum Zeugnis der Bibel, nach welcher Jesus bezeugt: „Amen, amen, ich sage euch: Noch ehe Abraham wurde, bin ich!“ Das hätte er als menschliches Geschöpf nicht sagen dürfen. Die Juden verstanden ihn freilich und ließen ihn als Gotteslästerer kreuzigen.
Aber es wird heute alles möglich unternommen, um Jesus als Inkarnation Gottes unmöglich zu machen. Warum der Aufwand, könnte man sich fragen, wenn es nur ein Aberglaube wäre? Geht es hier nicht vielmehr um etwas ganz Grundsätzliches?
Neben den bloßen Kirchenchristen und freien evangelischen Gemeinden sowie den drei pseudochristlichen Sekten aus Amerika: den Zeugen Jehovas (Jesus als erstes Engelsgeschöpf Gottes sowie Ganztodtheorie), Mormonen (Gottvater als aufgestiegenem Planetenbewohner und Jesus als dessen ehemaligem leiblichem Sohn) und Adventisten (Ganztodtheorie, Sabbatheiligung als heilsnotwendig, Trinität), gibt es nun aber noch die ebenfalls ursprünglich aus Amerika stammenden Evangelikalen, die schon eine Vielzahl freier evangelischer Gemeinden mit ihren Dogmen und Auslegungen der Bibel infiltriert haben. Sie glauben an eine „Vorentrückung“ der christlichen Gemeinden vor der „Großen Drangsal“ unter dem Antichristen und verwechseln nebenbei die Drangsale, welche treue Jesusjünger zwangsläufig zu erdulden haben, mit den Gerichten Gottes, die über deren Peiniger kommen. Sie verwechseln auch mitunter die biblische Versicherung, dass treue Gläubige vor den kommenden weltweiten Versuchungen bewahrt bleiben mit dem Bewahrtwerden vor physischen Unannehmlichkeiten während der Drangsal, worauf der materiell verwöhnte westliche Christ Anspruch erheben zu können glaubt. Im Grunde ist es ein billiges Wohlstandsevangelium, das sie vertreten. Die in den muslimischen Ländern verfolgten und getöteten Christen sind ihnen egal, gehören diese ja nicht zu ihren selbsterwählten und von Gott bevorzugten Gemeinden und brauchen somit auch nicht entrückt zu werden. Die Evangelikalen glauben an ein (unbiblisches) Preisgericht und eine abgestufte Bewertung der Gläubigen hinsichtlich ihres Lohnes je nach Leistungswerken. Dafür, dass das Evangelium von Liebeswerken spricht, die nicht zu skalieren sind, scheinen sie blind zu sein. So glauben sie auch, dass jeder, der nicht derselben Meinung ist wie sie und nicht vor seinem Tode Jesus öffentlich als seinen Retter erkannt hat, zu immerwährenden Qualen der Hölle verdammt sei. Bei allem ewigen Verdammungsurteil, das sie aufgrund ihrer selbstgerechten Dogmen über gewöhnliche, auch gutwillige Bürger aussprechen zu dürfen, ist ihr eigenes Erlösungsrezept allerdings ziemlich bequem und simpel: Sie bitten Jesus um Vergebung ihrer Sünden, soweit sie diese erkennen können, stellen eine Liste darüber auf und übergeben sie feierlich Gott. Und damit ist dann auch alles getan. Denn „einmal gerettet, für immer gerettet“, so heißt es bei ihnen. Dass man Jesu Fleisch und Blut spirituell essen, seine ganze Persönlichkeit anziehen, den eigenen Willen mit dem seinigen und mit dem Willen Gottes vereinigen solle unter ständiger Bitte um seine Führung, ist ihnen offenbar ein unbekannter Begriff. Die allumfassende Liebe Gottes, sein fester Wille, alle zu sich zurückzuführen ist ihnen gleichgültig, sie leugnen ihn sogar mitunter ausdrücklich. Gottes Liebe ist nicht ihre Liebe. So kommt es, dass viele von ihnen auch heute npch den Tieren nach dem Tod eine Weiterexistenz absprechen. Wen wundert’s? Ihre Liebe ist nicht Gottes Liebe und ihr Wille nicht Gottes Wille – und im Grunde wissen sie das auch.
Die Schöpfungstage der Genesis sind in ihren Augen buchstäblich 24-Stunden-Tage. Die Vermehrung der erschaffenen Tiere pro Schöpfungstag müsste sich demnach im Zeitraffer abgespielt haben. Geologen, die mit unterschiedlichen Methoden zu ähnlich langen Zeiträumen für die einzelnen erdgeschichtlichen Perioden gelangt sind, sind nach ihrer Meinung sämtlich gottlose Idioten, die der Satan geblendet hat. Es muss darauf hingewiesen werden, dass die Idee der 24-Stunden-Schöpfungstage eigentlich erst um das fünfzehnte Jahrhundert aufkam.
Die Evangelikalen identifizieren die gegenwärtige martialische und verbrecherische Regierung Israels mit dem ganzen Volk Israel und seiner prophezeiten künftigen Erwählung zu einer hohen spirituellen und führenden Mission. Somit rechtfertigen sie auch alle Völkermorde und Angriffskriege, die von dieser Regierung ausgehen. Die Ermordung zigtausender Palästinenser, darunter auch Christen, ist ihnen egal und gilt ihnen als gerechtfertigt.
Es fehlte nur noch, dass sie auch den Calvinismus und mit diesem die ewige Prädestination der nicht Erwählten zur ewigen Hölle in ihr Glaubenssystem integriert hätten. Den Calvinismus lehnen sie freilich ausdrücklich ab. Betrachtet man aber die Sache genauer, so ist auch der Calvinismus – wie sämtliche anderen Versatzstücke der lutherischen Lehre – in ihre evangelikalen Dogmen integriert. Denn wenn es eine sichere Vorherbestimmung einiger Menschen zum Heil gibt, so muss es nach ihrer Lehre und Logik auch eine Vorherbestimmung aller übrigen Menschen zur ewigen Hölle geben. Und zur ewigen Hölle werden ja, laut Evangelikalen, weitaus die meisten Menschen verurteilt werden, was die Evangelikalen freilich völlig kalt lässt. Hauptsache nur, sie selbst sind gerettet. Schlimmste Gruppenegoismen machen sich hier breit.
Bei soviel Ignoranz, Empathielosigkeit und Hartherzigkeit mögen Außenstehende glauben, dass wir heute von religiösen Fanatikern, Gemütsarmen, Hypnotisierten, Soziopathen und regelrechten „Irrenhäuslern“ umgeben sind. Sie haben recht. Die gesamte Christenheit befindet sich in einem vollständigen Niedergang. Nur die Offenbarung der Bosheit der Weltmächte und eine völlige Erneuerung des christlichen bzw. urchristlichen Glaubens in vielen einzelnen Menschen durch den wahren Jesus selbst kann die Menschheit vor ihrem nahen Untergang retten.