Jesus, vor der Kreuzigung vom Volk und von Geistern verspottet, 2025, Pastell auf Pastellpappe
Jesus, vor der Kreuzigung vom Volk und von Geistern verspottet, 2025, Pastell auf Pastellpappe

Über die Bedeutung des Erlösungsopfers

Dadurch, dass Gott in menschlicher Person das gesamte Schuldenkarma auf sich nahm, ist er berechtigt, auch schwerste, sprich echte Todsünden zu vergeben, die Reue und wachsende Liebe zu ihm und damit zur gesamten Schöpfung vorausgesetzt, denn es gibt keinen anderen Weg der Sündenvergebung außer der freiwilligen Stellvertretung.

Viele Menschen haben heute große Schwierigkeiten, die Bedeutung des Erlösungsopfer Jesu Christi zu verstehen.

Sie führen diese Wahrheit auf die perverse Vorstellung eines grausamen, Blutopfer verlangenden Gottes zurück, der seinen eigenen geliebten Sohn habe hinrichten lassen, um sündige Menschen leichten Kaufes von ihrer Verantwortung freizusprechen, so etwa auch der inspirierte Sektengründer Oskar Ernst Bernhardt, der sich den Titel Abd-ru-shin (Sohn des Lichtes) zulegte. In seinen Augen habe Jesus der sündigen Menschen wegen in seiner Mission, die Wahrheit über die göttlichen Gesetze zu verkünden, versagt und er, Abd-ru-shin, habe, als eine Inkarnation des Heiligen Geistes und als der prophezeite „Menschensohn Immanuel“ kommen müssen, um Jesu Mission der göttlichen Botschaft zu vollenden. Hier fragte sich allerdings, warum, wenn doch die Kreuzigung Christi derart sinnlos war und Gott kein „Trotzdem“ daraus machen konnte, Jesus nicht rechtzeitig von Gott entrückt wurde, wie der Koran wähnt.

Nun ist aber das Erlösungsopfer Jesu eine zentrale biblische Botschaft, tausendfältig bezeugt und von zahllosen Menschen als Wahrheit durchlebt. Ich versuche hier den Hintergrund dieses Opfers ganz einfach zu erklären: Es ist tatsächlich so, wie Abd-ru-shin in seinen Büchern sagt, dass niemand eine Sünde vergeben kann, die nicht an ihm selbst begangen wurde. Freilich kann eine derartige mögliche Sündenvergebung durch Menschen nur auf die geringeren Verfehlungen zutreffen, die ohne weiteres ausgeglichen werden können, wie es unter grundsätzlichen Geistesgeschwistern möglich und üblich ist, nicht aber bei Mord, Existenzvernichtung, Seelenmord und Vergewaltigung. Diese können von Menschen, selbst von dem Opfern unmöglich vergeben werden und selbst wenn jemand fälschlich glaubt, dies tun zu dürfen oder zu können, so hat doch Gott „ein Wörtchen“ mitzureden, der solches auch nicht ohne den Willen des Opfers und anderer Menschen vergeben darf und kann, den aber manche Menschen für ihre leichtfertigen, rein emotional gesteuerten Vergebungsakte in Anspruch nehmen zu dürfen glauben. Würde Gott so einfach schlimmste Taten aus seiner Allmacht vergeben, so wäre das lieblos, willkürlich und ungerecht den Opfern gegenüber. Es würde den Tätern auch keineswegs nützen, denn durch ihre schlimmen Taten haben diese etwas in sich selbst zerstört, was Gott nicht willkürlich wieder gutmachen kann, ohne die Folgen ihres freien Willens und damit diesen selbst aufzuheben. Doch auch die Reue des Täters allein ist da von keinerlei Nutzen. Sie ist nicht imstande, die kurz- und langfristigen Folgen der Tat auszugleichen. Sie bleiben im Leib des Täters eingeschrieben und eine äußerlich zugesprochene Vergebung kann ihm nicht helfen, diese Einschreibungen zu überwinden.

Nun aber, da Gott selbst in Jesus war, was das Evangelium bezeugt, war die Sünde, Jesus kreuzigen zu lassen, die schwerste Sünde seit Menschengedenken überhaupt, denn diese Sünde richtete sich nicht nur gegen das Geschöpf, sondern auch gegen den Schöpfer selbst und somit gegen die gesamte Schöpfung. Die Tatsache nun, dass Jesus eben diese Sünde der völligen Ablehnung seiner Gottheit und des grausamsten Todes auf sich nahm, derart, dass er sich sowohl mit den unschuldigen, missbrauchten, gefolterten und getöteten menschlichen Opfern als auch mit den gerechterweise für ihre Verbrechen leidenden Tätern vollständig identifizierte, versetzte ihn als menschliches Opfer und Gott, der er gleichzeitig war, in die Lage, in der Rolle des Opfers den Tätern zu vergeben, denn nur die Opfer selbst können den Tätern vergeben, und auch nur dann, wenn Gott mit ihnen im Bunde ist, aber natürlich nur bei aufrichtiger Reue des Täters, die vorausgesetzt werden muss, freilich wiederum nur als eine notwendige, nicht als eine schon hinreichende Bedingung. Zerknirschte, innige Reue des Täters in der innigen Hinwendung zu Christus persönlich ist absolute Voraussetzung, wozu dem Täter, den guten Willen vorausgesetzt, aber auch durch Gott in Jesus die nötige Kraft gegeben werden kann, was keine Selbstverständlichkeit ist.

Weiterhin konnte und kann Jesus, und das ist entscheidend, in der Eigenschaft Gottes und eines zu Unrecht leidenden Menschen zugleich, nun alle ungerecht leidenden menschlichen Opfer tausendfach für die ihnen angetanen Verbrechen entschädigen, ganz unabhängig von der Reue des Täters und einen gerechten Ausgleich durch ihn, welcher bei schwersten Verbrechen sonst unmöglich ist. Zugleich kann auch dem Täter, sofern er nur wirklich bereut, ein Weg eröffnen werden, der ohne dieses Opfer Jesu niemals gangbar gewesen wäre. Denn bei der unerhörten Schlechtigkeit und mittlerweile gänzlichen Korruption eines Großteils der irdischen Menschheit, welche sich in der Kreuzigung ihres eigenen Gottes in menschlicher Gestalt exemplarisch erwies und sich täglich von neuem in ihren Verbrechen an den Mitmenschen und der gesamten Schöpfung erweist, vor allem aber in jüngerer Zeit in äußerster Niedertracht, Massentierschlachtungen, Völkermord, Kinderschändung und wahnwitzigen Diffamierungskampagnen, also exemplarischen Todsünden, wären ohne das Erlösungsopfer die Wege zu einer Verbindung mit Gott für immer unmöglich gewesen.

Das ist der Kerngehalt der urchristlichen Botschaft, die sich darin von der Lehre eines Abd-ru-shin radikal unterscheidet. Es handelt sich bei dem Erlösungsopfer weder um billige Gnade noch um eine Wohlfühlkur, sondern um tiefsten göttlichen Ernst in Anbetracht der Schrecklichkeit menschlicher (und dämonischer) Sünde, und kein menschlicher Stellvertreter außer Jesus, der Gott in menschlicher Person ist, darf dafür stellvertretend eintreten und Sünden vergeben, die nicht an ihm selbst begangen wurden.

Hätten die Israeliten damals in ihrer Mehrheit Jesus als ihren Messias angenommen, so hätte Gott gewiss einen anderen Weg als die Zulassung einer Kreuzigung eingeschlagen, um den Menschen ihren Weg zu einer Verbindung mit ihm zu erleichtern, aber die Menschen haben es letztlich nicht anders gewollt, und Israel und Rom sind ein Symbol für die gesamte Erdenmenschheit. Eine Erlösung der Menschheit durch Reinkarnation und Karma, wie Abd-ru-shin sie behauptet, geht allerdings nicht einmal mathematisch auf.