Steinbruch auf La Palma, 2007, Acryl
Steinbruch auf La Palma, 2007, Acryl

Liebe und Zorn

Der gerechte Zorn dient der Liebe, während der Hass die Liebe ausschließt.

Es gibt keine Liebe ohne einen gerechten Zorn. Der Zorn ist der Liebe untergeordnet.

Er richtet sich gegen die Lieblosigkeit, während der ungerechte Zorn immer der Lieblosigkeit entspringt und seinen eigenen scheinbaren Vorteil sucht. Die Gerechtigkeit kommt aus der Liebe, somit ist auch der Zorn um der Gerechtigkeit willen ein Akt der Liebe. Wer niemals gezürnt hat, kann auch nicht wirklich lieben. Aber der gerechte Zorn ist der wahren Liebe untergeordnet wie die Gerechtigkeit selbst, die nur aus der Liebe gespeist werden kann. Eine Liebe, die alles um des „lieben Friedens“ willen duldet, ist Null und nichtig. Dass der Zorn an sich in christlichen Kreisen als etwas Negatives betrachtet wird, ist ein folgenschwerer Irrtum. Es liegt hier meist eine Verwechslung mit Hass vor. Während der Hass aber die Vernichtung des gehassten Objektes intendiert, ist der Zorn in seinem ursprünglichen Wesen auf die Wiederherstellung einer gerechten Ordnung gerichtet. Der ungerechte Zorn dagegen ist dem Hass verwandt. Er ist selbstbezogen und entspringt der bösen Neigung, sich über andere auf deren Kosten zu erheben.
Christlich im echten Sinne wäre, auf alles Böse mit gerechtem Zorn zu reagieren, sich aber nicht selbst zu rächen, sondern die Vergeltung Gott anheimzustellen. Denn es ist furchtbar für den mutwilligen Übeltäter, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen, der die Liebe ist und das Böse durch seine Auswirkungen an dem Täter und dadurch das Böse sich selbst richten lässt. Die Übel dieser ungerechten Welt, die meist den Unschuldigen treffen, sind mit den Gerichten Gottes jedoch nicht gemeint. Denn der unschuldig Leidende wird eine Entschädigung in einem mächtigeren Leib erhalten, der reuelose Täter aber eine geistige und somit auch leibliche Gefangenschaft nicht messbarer Dauer erleiden. Wäre unser Dasein auf diese uns materiell erscheinende Welt begrenzt, gäbe es weder Gott noch Gerechtigkeit.