Maitreya-Buddha nach Rudolf Steiner, 1983, Ölpastell
Maitreya-Buddha nach Rudolf Steiner, 1983, Ölpastell

Über religiöse Lehrer, Seher und Propheten

Zwischen medial begabten Sehern und den biblischen Propheten gibt es einen markanten Unterschied.

Medial begabte Seher von Astralsphären wie der Gelehrte Emanuel Swedenborg oder der eine „Herzensstimme“ hörende Schulmeister und Musiklehrer Jakob Lorber haben manches Licht echter Aufklärung in ihre materialistische Zeit gebracht.

Medial begabte Seher von Astralsphären wie der Gelehrte Emanuel Swedenborg oder der eine „Herzensstimme“ hörende Schulmeister und Musiklehrer Jakob Lorber haben manches Licht echter Aufklärung in ihre materialistische Zeit gebracht. Vor allem in naturwissenschaftlicher Hinsicht sind ihre Aussagen erstaunlich und noch lange nicht aufgearbeitet. So nahm Swedenborg die Kant-Laplace’sche Nebulartheorie zur Entstehung des Sonnensystems vorweg und beschrieb als erster Galaxien. Lorber beschrieb ganze Galaxiencluster, zu einer Zeit, als man noch weit entfernt war, so etwas überhaupt nur in Erwägung zu ziehen, gab Auskunft über die Zentralgestirne im Inneren der Galaxien und ihre erst viel später zu beobachtenden Jets, außerdem beschrieb er Doppelsterne und Elementarteilchen. Dass dies freilich alles Stückwerk ist, ist keine Frage. Viel schwerer wiegen die theologischen Aussagen der beiden Seher, die den biblischen oft widersprechen. Auch liegen sie teilweise untereinander im Widerspruch. Während etwa Swedenborg die Möglichkeit einer Reinkarnation ausschließt, scheint diese bei Lorber, zwar in Ausnahmefällen, aber doch relativ häufig vertreten zu sein. Betrachten wir Lorbers Reinkarnationsbeispiele anhand biblischer Personen, so wird deutlich, dass sie biblisch nicht haltbar sind. Das Paradebeispiel ist die Behauptung, Johannes der Täufer sei die Reinkarnation des Elias und dieser wiederum sei die Inkarnation des Erzengels Michael gewesen. Wiederum identifiziert Lorber den Erzengel Michael mit einem vom sieben Urgeistern, zu denen auch Luzifer zu rechnen sei. Nun sind die sieben Geister Gottes aber weder Engel noch überhaupt Individuen und der Erzengel Michael ist der schützende Volksgeist Israels und inkarniert nicht in einem Menschen. Außerdem sagt Jesus über Johannes den Täufer, dass er zwar der Größte unter den Menschen, aber der kleinste im Himmelreich sei, was eine Identität mit Michael ausschließt.
Wenn andererseits Johannes der Täufer die Reinkarnation des Elias gewesen wäre, müsste er als ein Prophet entweder gelogen oder sich geirrt haben, als er die Frage, ob er Elias sei, verneinte. Jesus erklärte dagegen: „Wenn ihr es annehmen wollt, so ist er der Elias“, welche Aussage zeigt, dass er die geistige Kraft und spirituelle Mission des Elias meinte. Und offenbar erkannten die Jünger auf dem Berge Tabor in der Erscheinung des Elias keineswegs die Gesichts- und Wesenszüge Johannes des Täufers wieder, die er ja hätte annehmen müssen, wäre er mittlerweile in Johannes reinkarniert worden. Weiterhin sollte bedacht werden, dass das Reinkarnationskonzept den Juden durchaus völlig fremd war und dass alles andere als Reinkarnation gemeint war, wenn etwa Herodes Antipas kurz nachdem er Johannes den Täufer enthaupten ließ, die Meinung vertrat, dieser sei in Jesus wiedererstanden (Matthäus 14,2). All dies weist darauf hin, dass bei solchen Annahmen von einem geistigen Prinzip und nicht von einer reinkarnierten Person die Rede war.
Allein anhand dieser Beispiele ist schon erkennbar, dass medial begabte Personen, auch und gerade, wenn sie glauben, Gott habe ihnen tausende von Seiten direkt in die Feder diktiert, vor schwersten Irrtümern nicht sicher sein können, und dass zweitens solche Menschen etwas ganz anderes sind als echte Propheten im biblischen Sinne.