Gesicht in Morgenrötelandschaft, 2011, Acryl auf Pappe
Gesicht in Morgenrötelandschaft, 2011, Acryl auf Pappe

Über die Pläne Gottes

Gott wünscht zwar unbedingt die Freiheit des Menschen, ist aber in seinen Plänen und Entscheidungen nicht abhängig vom menschlichen Willen.

Man stelle sich vor, es ist Krieg und keiner geht hin. Man stelle sich vor, Gott fordere, dass alle Menschen zu ihm kommen, und keiner kommt zu ihm.

Wie das? Kann der einzelne Mensch, kann die ganze Menschheit Gott enttäuschen? Ist es möglich, Gott mit sich allein zu lassen, falls die ganze Schöpfung in jeder einzelnen Person sich gegen ihn entscheidet? Nach Meinung einiger christlicher Philosophen, die behaupten, Gott gäbe seine Allmacht in dem wesentlichen Punkt ab, wo es um die Willensfreiheit des Menschen geht, wäre dies zumindest theoretisch möglich. Aber wäre mit dieser Möglichkeit nicht die Allmacht Gottes aufgehoben? Wäre Gott dadurch nicht von der Willkür der Menschen abhängig? Wäre es dann theoretisch möglich, Gott zu besiegen? Muss deshalb Gott eine Notbremse eingebaut haben, etwa in dem Sinne, dass er bereits im Vorfeld geplant habe, in der überwiegenden Mehrheit nur solche Menschen zu erschaffen, von denen er wusste, dass sie sich für ihn entscheiden würden? Wie ungemein karg und armselig in seinem Wesen wäre ein derart gedachter Gott! Ein Gott, der nichts riskiert? Aber andererseits: Ein Gott, der kapitulieren kann? Der sich am Ende als Schwächling erweist? In beiden Alternativen scheinen die Denkvoraussetzungen schief zu liegen.
Da alles von Gott ausgeht und auch alles auf ihn zurückführt, ist es ausgeschlossen, dass auch nur ein einzelner Mensch ihm ausweichen und unabhängig von ihm völlig eigene Wege gehen kann. Freilich: Die grundsätzliche Willensentscheidung ist jeweils frei und durch die Person in ihrer Gesamtheit bestimmt. Aber dort, wo diese, durch die Wahl des Bösen, in die Unfreiheit führt, ist die spätere Wahl begrenzt und muss daher von Gott eingeholt werden. So wird am Ende jeder die ihm gemäße Stellung im Weltganzen erlangen. In diesem hängt aber alles so mit allem zusammen, dass Gott keine Einbußen in seinen Plänen erleidet. Dass es so aussieht, als laufe die Welt aus dem Ruder, hat damit zu tun, dass die meisten Menschen unter den zahllosen richtigen und weiterführenden Möglichkeiten eine der wenigen falschen Wahlen getroffen haben, die in ein selbstverursachtes Gericht führen. Die meisten Menschen glauben leider, dass ihr Wille nicht frei sei, wenn sie nicht auch das Böse tun dürften. Sie vergessen dabei, dass erst die Wahl des Bösen sie unfrei macht. Die Unfreiheit aber kann nicht die Grundlage sein, sich frei gegen Gott zu entscheiden. Was aber nun? Kann es von Gott gewollt sein, dass man sich unfrei gegen ihn entscheidet? Das wohl kaum! Man muss sehen, dass die letztendliche Entscheidung böse gewordener Menschen unter dem Druck des selbstverschuldeten Gerichts am Ende doch frei ist. Der Mensch hat die Freiheit, die eigene Schuld am Ende doch einzusehen.