Richard Oliver Schulz sitzt auf einem Baumstmm

Zur Ruhmsucht

Ruhmsucht ist etwas für den Kindergarten.

Das Streben nach Anerkennung gehört zum Wesen jedes Menschen, ja jedes Lebewesens. Ruhmsucht aber ist allein dem Menschen eigen.

Die Ruhmsucht entspringt dem Bewusstsein der Sterblichkeit und der Befürchtung, im Tod zu vergehen und der Bedeutungslosigkeit zu verfallen. Sie ist somit eine vergeistigte Form der Herrschsucht, die auch im Tierreich zu beobachten ist. Der Ruhmsüchtige versucht, den Raum des Anerkannt-Werdens möglichst auf alle Menschen der Erde auszudehnen. Er möchte von allen gekannt und geschätzt sein und dadurch geistig über alle herrschen. Ein solches Streben setzt voraus, dass diese irdische Menschheit in all ihrer Ungerechtigkeit, Bosheit und Grausamkeit als die einzig mögliche und existierende geistige Gemeinschaft betrachtet wird und dass es erstrebenswert sei, um die Anerkennung durch eben diese Gemeinschaft zu ringen. Wer nach solcher Anerkennung ringt, sollte wissen, dass die eingefleischten Bürger dieser Erde nur das Ihrige anerkennen und loben, nämlich das schiefe, rücksichtslose und bequeme Wesen einer gefallenen Menschenwelt. Dem muss sich unterwerfen, wer in ihr berühmt sein will. Wer mit den Wölfen heult, will auch dasselbe wie die Wölfe selbst. So vergänglich aber die Ideale und relativen, letzten Endes haltlosen Ansichten dieser Welt sind, so vergänglich ist auch der Ruhm in ihr. Wer die ungerechten Maßstäbe dieser herrsch- und ruhmsüchtigen Welt erkannt hat, ahnt schon, dass es noch höhere Welten geben muss. Der Ruhmsüchtige gleicht also einem Kindergartenkind, das seine Kindergartengruppe für die ganze Welt hält und um jeden Preis in seiner Gruppe anerkannt sein will, aber nicht weiß, wie viele erwachsene Menschen es kennen und rein um seiner selbst willen lieben. Die Zahl dieser Erwachsenen ist durchaus weit höher als die Zahl der Kinder in seiner Gruppe. So ergeht es dem Erdenmenschen im Hinblick auf die Bewohner der höheren Welten.