Vogeldämon, 1974, Kugelschreiber auf Postkarte
Vogeldämon, 1974, Kugelschreiber auf Postkarte

Zur Tierseele

Tiere sind spezialisierte Teilkräfte einer menschlichen Individualität.

Alle Tiere haben ein primäres Selbst und somit auch eine Empfindungsseele in ganz unterschiedlichem Entwicklungsgrad.

Sie haben daher auch ein Selbstbewusstsein auf unterschiedlicher Stufe, angefangen von einem ganz einfachen, sehr begrenzten Empfindungsraum, bis hin zu einem reich differenzierten Weltbild, die durch ihre Sinnesorganisation und durch die inhärente Intelligenz ihrer Gattung festgelegt sind. Dass Tiere nicht selbständig denken, sondern in Erwartungshaltungen befangen sind, lässt sich sogar an den intelligentesten und menschenähnlichsten unter ihnen, den Schimpansen, gut demonstrieren. So achten diese bei der Bewältigung von Problemen immer nur auf eine Sinnesmodalität, die bei ihnen die primäre ist, nämlich die visuelle. So versuchen sie nicht nur Stäbchen aufeinanderzusetzen, um zu einer Banane zu kommen, sondern auch zusammengerollte Decken, ohne die Konsistenz zu berücksichtigen, sie versuchen ausgeschnittene Fotografien von Orangen zu essen oder in Deckenhöhe hängende Türen herunterzuziehen, um sie unten öffnen zu können und hindurchzugelangen. Und sie ärgern sich gewaltig, wenn es misslingt. Es ist ihnen also nicht möglich, sich über die in ihren Sinnesorganen festgelegte Intelligenz hinaus zu entwickeln. Nur innerhalb derselben sind sie begrenzt lernfähig. Ihr Bewusstsein ist an ein fertiges, befangenes Selbst gekoppelt.
Ein geistiges Ich, das zu begrifflicher Sprache, zu echtem wechselseitigem Dialog und freier Auseinandersetzung mit anderen und der Welt befähigt, ist allein dem Menschen eigen. Nur Menschen sind vollständige Individualitäten im Sinne von Repräsentanten der Gesamtschöpfung und damit eines Ebenbildes Gottes, das als solches zur Reife gelangen soll.
Tiere sind dagegen als spezialisierte Teilkräfte einer solchen Individualität noch auf dem Weg zu dieser. Hier und nur hier gilt die Metempsychose, die Seelenwanderung in Sinne eines Sammlungsprozesses zum Menschen hinauf.