Der Himmelssturz Soters, des Antimessias, 1985, Ölpastell
Der Himmelssturz Soters, des Antimessias, 1985, Ölpastell

Zum primären Psychopathen

Der Psychopath unterscheidet sich vom Narzissten durch das generelle Fehlen von Wohlwollen und diesbezüglicher moralischer Grundsätze, die auf der inneren Einheit alles Seienden gründen.

Der Grundsatz bzgl. Moral, den sich der Psychopath zu eigen gemacht hat, ist der, dass er das absolute Zentrum seiner Welt sei und jeder andere das Zentrum seiner eigenen Welt sein müsse.

Der primäre Psychopath ist sich selbst der absolut Nächste. Er erwartet, dass alle Menschen ebenfalls sich selbst der Nächste seien, dies aber nur nicht zugeben und sich selbst betrügen würden, während er selbst – zumindest vor sich selbst – einer der wenigen ehrlichen, konsequenten und klugen Menschen sei. Darum betont er immer wieder, dass er ein „ganz normaler Mensch“ sei, um sein antimoralisches Verhalten zu rechtfertigen, während er instinktiv spürt, dass er durchaus anders ist als der überwiegende Teil der Menschheit. Äußerlich passt er sich den Gepflogenheiten einer wohlwollenden Moral, zumindest so, wie er sich diese vorstellt, an. Er ist der perfekte Simulant des Menschlichen und daher ein chronischer Lügner. Er betrügt am Ende nicht nur andere, sondern auch sich selbst, indem er sich selbst perfekt über seine wahren Motive täuscht. Er glaubt nicht an die moralischen Grundsätze, die er nach außen vorgibt zu bekennen, aber er glaubt daran, dass es normal sei, diese nach außen zu bekennen, ohne daran zu glauben. Allerdings gewöhnt er sich an dieses sein Bekenntnis, eine Gewohnheit, die ihn auch unempfänglich gegen Lügendetektoren macht. So scheint er in zwei Persönlichkeiten gespalten zu sein, eine sozial perfekt angepasste und eine abgrundtief böse. Die Persönlichkeitsstörung der Psychopathie ist mit dem Geheimnis der Bosheit unauflöslich verbunden. Eine böse Tat wird nicht dadurch entschuldigt, dass sie im Rahmen einer Persönlichkeitsstörung auftritt.