Bücherstapel

Zweifeln und Verzweifeln

Zweifel an der Existenz der Wahrheit sind logisch inkonsistent.

Es darf gezweifelt werden. Zu einem bewährten Vertrauen gehören Zweifel. Zum Zweifel gehört das Vertrauen auf eine bewährte Wahrheit.

Dann trägt auch der Zweifel. Zweifel sind immer gut, wenn das Vertrauen auf die Prämisse der Wahrheit vorhanden ist. Wer derart zweifelt, weiß, dass seine Liebe zur Wahrheit auch seine Zweifel führt. Der verängstigte Gläubige, der an seinem Dogma hängt, verdrängt die Zweifel, die in seinem Inneren wüten, er blendet sie aus, denn er hat Angst, der Zweifel könne zu einer anderen Wahrheit führen, als zu jener, die er angenommen hat, und seine angenommene Wahrheit besiegen. Jedes aggressive Verhalten Vertretern einer anderen Meinung gegenüber, jegliche verbale Diffamierung, jeder persönliche Angriff, jegliches knüppelndes Schlagwort zeigt nur die mangelnde Liebe zur Wahrheit, praktizierten Selbstbetrug und den zerstörerischen Willen, tiefsitzende Zweifel auszuräumen. Politiker, die sich derartiger Methoden bedienen, beweisen nur, dass sie schon lange das Recht verspielt haben, einen Staat zu führen. Vorgeblich Gläubige, die mit Schreien und Niederbrüllen auf die Meinung anderer reagieren, zeigen, dass sie nicht wirklich vertrauend glauben und sich nur selbst und andere betrügen. Sie zeigen vor allem nur ihre Angst vor der Wahrheit, die ihr Missverhältnis zu dieser enthüllen könnte.
Der notorische Zweifler wiederum zweifelt nicht deshalb, weil er die Wahrheit sucht, sondern weil er sie fürchtet. Er betätigt sich als Kämpfer gegen jede Wahrheit, denn er hat Angst, sie könnte ihn anklagen. Wer aber nicht wegen der Liebe zur Wahrheit zweifelt, sondern entgegen aller Wahrheit zweifelt und danach handelt, gerät früher oder später in Verzweiflung. Notgedrungen muss er dann auch an den Zweifeln zweifeln. Somit hebt er die Grundsätze seiner Zweifel logisch auf.