Menschen im Pfuhl, 1975, Kugelschreiberzeichnung
Menschen im Pfuhl, 1975, Kugelschreiberzeichnung

Über den Tod bei Menschen und Tieren

Der natürliche Tod wird von Tieren, wenn sie ihn herannahen fühlen, in der Regel mit einem angenehmen Gefühl der Gelassenheit antizipiert, während dies beim Menschen völlig unterschiedlich sein kann.

Der physische Tod hat für den Menschen im Gegensatz zur ganzen Tierwelt, eine tief gefühlte existenzielle Bedeutung.

Während der eigentliche Prozess der Loslösung vom physischen Leib bei den Tieren eher angenehm erlebt wird und diese ihren herannahenden natürlichen Tod mit Ruhe und Gleichmut erwarten, kann der natürliche Tod, wenn er herannaht, für den Menschen auf zweierlei Art empfunden werden: Entweder als eine Erlösung von den Leiden in dieser Welt, verbunden mit Hoffnung auf einen besseren Zustand oder mit Angst und Schrecken in äußerstem Maße. Worin bestehen die Leiden der Tiere? In Furcht vor Schmerzen und in einer unbestimmten Angst vor körperlichem Schaden. Eine eigentliche, sprich existenzielle, Todesangst kennen Tiere dagegen nicht, was damit zusammenhängen mag, dass für Tiere mit dem Tod als solchem keine schlimmen Folgen für die Seele zu erwarten sind. Schwerkriminelle Menschen oder solche, die ihr Leben in Lieblosigkeit und ohne Erkenntnisstreben zugebracht haben, ängstigen sich dagegen sehr, wenn sie den Tod herannahen fühlen. Dies gilt auch dann, wenn es sich um Atheisten und Materialisten handelt, die weder an eine Fortexistenz noch an negative Konsequenzen nach ihrem Versterben glauben. Diese Tatsache allein erhellt schon, dass ihre Meinung vom Tod als absoluter Vernichtung nicht stimmen kann und dass die bekannte neurologische Theorie, wonach schöne Sterbeerlebnisse ein bloßes Produkt ausgeschütteter Endorphine seien, nicht völlig der Wahrheit entsprechen kann. Als Personen, die mit einer Nichtexistenz nach ihrem Tod rechnen, sollten sie doch keinen Grund haben, sich vor dem eigenen Tod zu fürchten, zumal die ausgeschütteten Endorphine sie noch zusätzlich beruhigen sollten, denn, wie schon der materialistische Philosoph Epikur sagte: „Wo ich bin, ist der Tod nicht, wo der Tod ist, da bin ich nicht.“ Aber das scheint nicht zu stimmen, und durch sein Verhalten zeigt auch der atheistisch und materialistisch gesinnte Kriminelle oder derjenige, dessen Leben von Lieblosigkeit gegen andere geprägt ist, dass ihn in Wahrheit etwas ganz anderes nach seinem Tod erwartet.