Baumgruppe, 2001, Ölpastell
Baumgruppe, 2001, Ölpastell

Zur Ganztodideologie

Ganztodideologien fördern die Suizidbereitschaft.

Erfahrungsgemäß begehen Zeugen Jehovas unter allen christlichen und pseudochristlichen Gruppierungen am ehesten Suizid, wenn sie in Depressionen fallen, während dies bei tiefgläubigen Katholiken, die eine intime geistige Beziehung zu Jesus aufgebaut haben, so gut wie nie vorkommt.

Ich selbst kenne einige Fälle von versuchtem und „geglücktem“ Suizid bei Zeugen Jehovas sowohl aus meiner Tätigkeit als Psychiater als auch durch Berichte zuverlässiger Augenzeugen. Die Ursachen hängen eng mit der Grundüberzeugung dieser Sekte zusammen. Zeugen Jehovas vertreten eine Ganztodtheorie, nach der im Tod die absolute Vernichtung erfolgt. Diese erscheint, da sie als tote Ruhe im Nichtsein gedacht wird, nicht einmal unattraktiv, bedenkt man die Alternative ihrer Lehre, nämlich die eines unendlich verlängerten, somit schließlich auch gleichförmigen und ziemlich langweiligen Lebens in einem zerbrechlichen Fleischleib nach der als Neuschöpfung verstandenen Auferstehung. Viele ziehen dem zurecht die angebliche Ruhe in einer vermeintlich absoluten Vernichtung vor.
Ein älterer Zeuge Jehovas, der mich in den achtziger Jahren besuchte, berichtete mir einmal, dass ein ehemaliges Mitglied der Sekte, ein Mann, der wegen Betruges schwere rechtliche Konsequenzen zu befürchten hatte, ihn aufgesucht und gefragt habe, ob es denn stimme, dass man nach dem Tod von nichts mehr wisse und völlig empfindungslos sei. Der ältere Zeuge Jehovas bejahte dies, woraufhin der Mann sich einige Tage später das Leben nahm. Kommentar des „Zeugen“: „So bekommt er nun aber auch keine Auferstehung mehr.“
In einem anderen Fall hatte ein junger Patient nach seiner stationären Entlassung Suizid begangen. Seine erste Jugendliebe hatte ihn dazu verführt, gemeinsam aus dem Leben zu scheiden, dann aber Abstand davon genommen, während er sich durch Autogase vergiftete. Die Mutter war Zeugin Jehovas und der Vater hatte sich wegen ihrer neuen Glaubensgewohnheit von ihr scheiden lassen. Sie hatte dann einen weit älteren eingefleischten Zeugen Jehovas geheiratet, der den Sohn auf seine Dogmen trimmte und bei jeder Kleinigkeit misshandelte. Kommentar der Mutter dem leiblichen Vater gegenüber, als dieser vom Tod des Sohnes erfuhr: „So bekommt er aber keine Auferstehung!“
Auch dies sind Beispiele, wie falsche Glaubenssätze und Gottesbilder mit einer Herzensverhärtung ohnegleichen einhergehen können.