Hexen im Sturmflug (1), 1982, Buntfarbstiftzeichnung
Hexen im Sturmflug (1), 1982, Buntfarbstiftzeichnung

Zur Zeitgeistuniform der Männer

Kleider „machen“ nicht nur Leute, sie verraten auch etwas über die Neigung und Gesinnung derer, die sie anziehen.

Wer unseren Zeitgeist hinterfragt, mag sich über die steife Uniformierung wundern, in der sich der Normalbürger seit Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts insbesondere bei öffentlichen Anlässen zu zeigen pflegt.

Es ist eine Beamtenuniform bestehend aus Anzug, Hemd und Krawatte. Sie ist es, die aus all dem Zierrat der Kleidung des Spätmittelalters und der beginnenden Neuzeit übriggeblieben ist. Welche Gesinnung verbirgt sich hinter einer solchen Uniform?
Männliche Politiker findet man in aller Regel in dieser Einheitsuniform. Dass diese Tatsache nicht einen tieferen geistigen Hintergrund haben sollte, glauben wohl nur sensitiv abgestumpfte Menschen annehmen zu dürfen. Ich möchte diesen Hintergrund hier klar benennen: Die Symbolik dieser Uniform ist sprechend: Der aufgerichtete, steife, vorn geöffnete Hemdkragen ist eine Stoffschiene für ein Würgehalsband, an dessen Verschluss sich die Krawatte befindet, ein sprechendes Symbol des männlichen Geschlechtsorgans. Das Wort „Krawatte“ kommt von „Kroate“ und steht in Zusammenhang mit den damals volkstümlichen Halstüchern der Kroaten. Diese haben sich aber in ihrer Funktion, Wärme zu spenden, über das Kennzeichen einer Volksgruppe zu einem Würgehalsband entwickelt, an dem ein scheinbar funktionsloser, bunter Stoffstreifen hängt. Die Krawatte gleicht in ihrer Form einem männlichen Glied, die vorn geöffnete Kragenschiene ähnelt in ihren ausladenden Enden männlichen Hoden. Der dunkle Anzug über dem Hemd täuscht Schlichtheit vor – so, wie die weiße Farbe des Hemdes innere Reinheit heuchelt. Insgesamt symbolisiert der Anzug mit Hemd und Krawatte also einen Menschen, der im Würgegriff des Sexus gefangen ist. Frauen fragen sich oft, warum denn Männer so darauf aus seien, sich ihren Hals einzuschnüren. Die Antwort ist: Sie unterwerfen sich dem Zwang ihrer eigenen Sexualität und prahlen mit ihrer Geschlechtskraft. Der Anzug mit Hemd und Krawatte ist mithin das Markenzeichen der Betriebswirte, Industriellen, Manager und Menschen, die mit dem großen Geld zu tun haben. Diese Berufsstände stehen per definitionem mit einer geistigen Ausrichtung auf äußeren Wohlstand, Wirtschaftlichkeit und materiellem Reichtum in Zusammenhang. Es ist symptomatisch, dass gerade die Politiker, die nicht nur das materielle Wohl der Völker im Auge haben sollten, sondern auch geistige Werte und geistige Nahrung hervorheben sollten, sich gerade diese Uniform zu ihrem Standard erwählt haben.
Keine Person, die aus gesellschaftlichen Verpflichtungen gezwungen ist, solche Kleidung anzulegen, soll hier diffamiert werden, zumal dann der größte Teil der männlichen Menschheit diffamiert werden müsste. Aber die Symbolik ist dennoch sprechend. Man versuche sich Jesus Christus in einer solchen Uniform vorzustellen – es wird misslingen.