Es gibt keine absolute Bewusstlosigkeit, Ohnmacht ist nur eine andere Perspektive unseres gewöhnlichen Erlebens von Zeit.
Die Bewusstlosigkeit, auch Ohnmacht genannt, beschreibt ein bestimmtes Band zwischen physischem Leib und Ichbewusstsein.
Das Ichbewusstsein ist nicht in der Lage, die den Sinnesfunktionen unterworfene Erlebniswelt linear zu ordnen, der Geist ist nicht mächtig über die Körperfunktionen, die das Band der linearen Parameterzeit in unserem Bewusstsein hervorbringt. Dies wird in dem Begriff der Ohnmacht sehr schön beschrieben. Ohnmacht bedeutet aber keine absolute Bewusstlosigkeit, sondern nur einen Zustand eines aufgelockerten Verhältnisses zwischen Ichbewusstsein und einer die Erinnerungen linear ordnenden Organfunktion. Dieser Zustand tritt nach dem Erwachen nur darum nicht als ein Bestandteil von Erinnerungen in unser Bewusstsein, weil er nicht in die Nervenzellen abgespiegelt wird. Darum kann die Ohnmacht auch nicht „ewig“ dauern, sondern nur so lange, wie dieses besondere Verhältnis von Körperfunktionen und Ichbewusstsein andauert. Als „Bewusstlosigkeit“ wird diese Ohnmacht erst im Nachhinein registriert. Da sie sich zeitlich linear nicht in den Gang der gewöhnlichen Erinnerungen einordnen lässt, wird sie als „Black-out“ erlebt. Aber es bedarf nur einer verfeinerten Wahrnehmung, um den Black-out an sich als Täuschung zu entlarven. Der Grund, der unsere linearen Erinnerungen trägt, ist selbst nicht linear, er ist ein Kontinuum, das sich in einer bestimmten Richtung der Kraft zum Ausdruck bringt. So ist die Kraftrichtung unseres erlebten Zeitflusses auf die Vergangenheit bezogen. Dies zeigt uns das Erlebnis der retrograden Amnesie, des rückwärtsgerichteten Gedächtnisausfalls nach plötzlichen Ohnmachtszuständen, etwa bei Synkopen oder Unfällen, in welcher ein Teil des erst kürzlich zuvor Erlebten – nach Synkopen nur für Augenblicke, nach schweren Unfällen für eine längere zurückreichende Zeit – wie ausgelöscht erscheint. Wir leben im normalen Wachzustand praktisch immer schon in unserer Vergangenheit. Alles, was wir bewusst wahrnehmen, ist, sobald es unser Bewusstsein erreicht hat, bereits vergangen. Darum scheint uns gewöhnlich der Zeitstrom, statt von der Zukunft in die Vergangenheit, von der Vergangenheit in die Zukunft zu fließen. Während der Ohnmacht ist diese Kraftrichtung in ihr Gegenteil verkehrt: Unsere Bewusstseinsinhalte werden aus der Gegenwart in unsere Vergangenheit zurückkatapultiert, wir drehen gleichsam den Film zurück. Diese transformierte Kraftrichtung öffnet uns aber, sobald wir sie erkennen, den eigentlichen, verborgenen Strom der Zeit, der aus dem offenen Raum der Zukunft in die Vergangenheit fließt, als wirkliche Gegenwart mit innerer Dauer.