Mann mit Wal, 1988, Acryl
Mann mit Wal, 1988, Acryl

Zu Religion und Magie

Durch jede Form ritueller Handlungen und ritueller Gesetzlichkeit steht der Mensch in Gefahr in die Abhängigkeit dämonischer Wesen einer übersinnlichen Welt zu geraten.

Wenn religiöse Doktrinen aufgrund falscher Darstellungen scheinbar zurecht ihre Glaubwürdigkeit verlieren, beherrschen zuletzt rein materialistische Ideologien die Menschheit.

Dann scheint es für die Massen der Menschen bewiesen zu sein, dass der Begriff Gott nur ein Wort für ein unheiliges Prinzip sein müsse. Wie sie dann aber überhaupt zur Anschauung eines unheiligen Prinzips gekommen sind, können sie nicht beantworten. Sie müssen dazu den ursprünglichen Begriff von Gott als dem intimen, persönlichen Urwesen, als dem Inbegriff des Guten, Gerechten, der Zuflucht und Geborgenheit und der zugewandten, erhaltenden Liebe, in einen rücksichtslosen, rachsüchtigen, zerstörerischen und starr-gesetzlichen Wüterich, also in sein genaues Gegenteil umdefinieren. Die Götter der Erdenmenschheit waren schon immer parteilich, launisch, herrschsüchtig, betrügerisch, in einem Wort menschlich-allzu-menschlich und somit das genaue Gegenteil des wahren Gottes.
So klingt in „Odin“ oder „Wotan“, dem „Allvater“ der skandinavischen und germanischen Völkerschaften, buchstäblich die Bedeutung des Wüterichs an, während er aber zugleich die den Kosmos erhaltende, väterliche Schutzmacht darstellen sollte. Auch das Altgriechische Wort „Zeus“, von „Theos“ abgeleitet bedeutet das Licht des hellen Tages in väterlicher Gestalt. Die Charakterzüge dieses „Göttervaters“ kommen aber nicht über die eines parteiischen, launischen, wankelmütigen Betrügers und niederträchtigen Menschen hinaus. Auch die alten Juden haben von Moses genau das Gottesbild erhalten, das ihrem moralischen Charakter und somit der Vorstellungssphäre der anderen Völker entsprach. Das Antlitz des wahren Gottes musste sich unter einem Berg von Verhaltensregeln und gesetzlichen Vorschriften verbergen, nur um die Menschen zu lehren, dass sie sich ihm auf diese Weise nie annähern konnten. Wehe aber, es zeigte sich ihnen offen! Eine offene Konfrontation mit dem wahren Wesen des Vaters hätte die meisten Menschen an ihre böse Gesinnung und die Notwendigkeit einer Läuterung erinnert, als eine Voraussetzung, vor Unheil bewahrt zu sein. Die Konfrontation mit Jesus war die größte Demütigung des boshaften menschlichen Herzens und ist es auch heute noch. Darum tun die Menschen alles, was ihnen möglich ist, um in diesem Punkt „kognitive Dissonanz zu reduzieren“, wie man in der Psychologie sagt, d. h. es werden nur diejenigen Informationen aufgesucht, die das bestehende Vorurteil stützen. So wurde auch Jesus durch die Pharisäer als ein unheiliger Teufelsanbeter diffamiert, der umgebracht werden müsse. So wird die Wahrheit ständig in ihr Gegenteil verkehrt und dadurch für die Masse der Menschen unglaubwürdig gemacht, während das Absurde, Brutale, Mörderische den Anstrich der Glaubwürdigkeit und des Rechts erhält. Leider trägt die schon seit Konstantin zunehmende Verweltlichung der Kirche zum praktizierten Materialismus und der Glaubenslosigkeit der meisten Menschen in ganz beträchtlichem Maße bei. Das unwürdige und verbrecherische Verhalten von vielen Kirchenvertretern, aber auch die verdrehten Interpretationen aus dem Zusammenhang gerissener Bibelstellen tragen daran die Hauptschuld. Unter den bibelfremden Dogmen der katholischen Kirche stehen schon ganz offiziell seit dem vierten Jahrhundert der Sakralokkultismus und der Marienkult als Produkte eines pervertierten urchristlichen Glaubens an zentraler Stelle. Der Sakralokkultismus, die Vorstellung, Sünden könnten durch die Teilnahme an zeremoniellen Handlungen, die durch geweihte Priester eingesetzt sind, vergeben werden, gründet in einem gesetzlich-materialistischen Denken, das die Weise der Einwirkungen der göttlich-geistigen Welt pervertiert. So wird das Seelenheil von Zeremonien und Sakramenten abhängig gemacht. Bei den Protestanten sind davon die Taufe und das Abendmahl übriggeblieben. Die Priester wurden, ganz im urchristlichen Sinne, durch Pastoren und Gemeindeleiter ersetzt. Tatsächlich waren die Taufe und das Abendmahl die einzigen rituellen Handlungen der Urchristen. Wer sie aber, wie viele Katholiken, als heilsnotwendig und auch von sich aus selbstwirksam oder als notwendige Beisteuerung zum Seelenheil betrachten würde, hätte ihre Bedeutung verkannt. Die Taufe als äußere Handlung war kein klerikal-gesetzlicher, heilsnotwendiger Akt, sondern ein freiwilliges Bekenntnis vor der urchristlichen Gemeinschaft. Nicht der äußere Akt der Taufe machte den Menschen zu einem in Demut Wiedergeborenen, sondern was darin symbolhaft vorausgesetzt wurde. Das Wasser ist ein Symbol der reinigenden Demut vor Gott und verkörpert einen Gesinnungswandel, der natürlich auch ohne eine äußerliche Bekundung vollzogen werden kann. Ja, diesen vollzogen zu haben bildet erst die Voraussetzung, sich selbst die Wassertaufe als äußeren Akt des Bekennens zu erlauben. Wer sich heute noch in einer freien christlichen Gemeinde als Erwachsener taufen lässt, lässt sich meist auf das Sonderbekenntnis der jeweiligen Gemeinde taufen, aber kaum mehr wirklich auf den Namen Jesu, denn es gibt heute kaum mehr eine Gemeinde, die nicht wenigstens in einigen zentralen Glaubensdogmen grundlegend irrt und sektenartigen Charakter hat. Da mag es dann schon besser sein, sich auf seine Kindertaufe zu berufen, denn Luthers Anschauung, dass mit dieser eine Segnung durch die Eltern und die Gemeinde verbunden sein kann, hat hier eine größere Berechtigung.
Eine ebenso große okkulte Verführung ist der Marienkult, denn er lenkt von dem einzigen Mittler zwischen Gott und dem Menschen, der uns aus unserer Verlorenheit retten kann, ab und liefert uns fremden Kräften aus. Sämtliche Marienerscheinungen, die überliefert sind, sind Phänomene aus einer Sphäre betrügerischer, ja „höllischer“ Geister, die sich für die „Mutter Gottes“ ausgeben und sich immer über Jesus stellen. Es handelt sich dabei ausnahmslos um spiritistisch-parapsychologische Phänomene. Mit der echten Mirijam, der demütigen Mutter Jesu, haben sie nicht das geringste zu tun. Wer ihnen glaubt oder Marienkult praktiziert, wird nach dem Tod in ihre Sphäre gezogen und von ihnen versklavt.
Diese Erscheinungen mit ihren teilweisen Materialisationen beweisen weniger die Anwesenheit einer himmlisch-göttlichen Welt, aber umso mehr die Existenz dämonischer Wesen, deren dringlicher Wunsch es ist, über Menschen zu herrschen und sich an die Stelle Gottes zu setzen. Man lasse sich nicht dadurch täuschen, dass Marienerscheinungen, wie etwa die von Fatima oder La Salette auch Ereignisse der Zukunft voraussehen können. Für Wesen dieser Sphären ist dies nichts Besonderes, sie stehen in einem anderen Verhältnis zu Raum und Zeit als der Erdenmensch.
Das der Magie verhaftete Denken gerade religiöser Menschen nährt die Vorstellung heilsnotwendiger äußerer Riten, was bereits von Paulus erkannt und kritisiert worden war. Paulus erkannte die Gefahr, aus dem äußeren Akt der Taufe eine heilsnotwendige Gesetzesvorschrift zu machen und dankte daher Gott, dass er nur ganz wenige Menschen getauft habe und nicht in Versuchung geraten sei, eine neue Gesetzesvorschrift zu verbreiten.