Vögel, 1997, Computer-Paint-brush-Programm
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Das Wesen der Loyalität

Echte Loyalität wird durch die Richtlinie sachlicher Werte bestimmt.

Loyalität setzt die innere Freiheit der Wertsetzung voraus.

Es gibt keine Loyalität um der Schonung und Beschwichtigung bestimmter Menschengruppen willen, sondern nur eine Loyalität aus Überzeugung. Desgleichen kann in der Loyalität kein Zwang sein. Zwang und Loyalität schließen einander aus. Eine Ideologie, die von uns fordert, wir sollten uns der Meinung und der Handlungsweise einer Mehrheit unterwerfen, auch wenn wir sie selbst für falsch halten, angeblich, weil nur so eine echte Demokratie aufrechterhalten werden könne, muss als irreführend und verderblich zurückgewiesen werden. Hier wird verkannt, dass die zentrale Aufgabe der Demokratie darin besteht, Minderheiten zu schützen. Wer einen Grundsatz aus guten Gründen für falsch erklären muss, aber dennoch danach handelt, betrügt nicht nur sich selbst, sondern auch alle anderen, denen er zu Willen sein will. Er macht seine eigene Handlungsweise als einen sinnvollen Wert ungültig und übt obendrein Druck auf Minderheiten aus, deren gut begründete Loyalität er dadurch diskreditiert. Loyalität muss immer im Dienst der Sache, nie im Dienst von Sympathien stehen. Die Grundsätze und Entschlüsse von Minderheiten müssen gerade um der Wahrheit und Wahrhaftigkeit willen geschützt werden. Wer dies leugnet und ins Gegenteil verkehrt, verkennt das Wesen einer souveränen Demokratie, die immer von innerlich freien, selbsterrungenen Werten geleitet sein muss.