Maria mit Kind, 1980, Öl auf Pappe
Maria mit Kind, 1980, Öl auf Pappe

Über das Verliebtsein

Jedes Verliebtsein spiegelt eine Sehnsucht nach wahrer, umfassender, aber unerfüllter Liebe.

Jedes Verliebtsein spiegelt eine Sehnsucht nach echter Gemeinschaft, die unter den besonderen sozialen Umständen unserer modernen Welt schon seit Jahrhunderten beinahe unmöglich geworden ist.

Betrachten wir die historische Entwicklung, so fällt auf, dass im Zuge einer zunehmenden Globalisierung in Richtung Weltstaat auch die Zahl der Maßregelungen und Gesetzesvorschriften in einem so erheblichen Maße zugenommen hat, dass unter ihrem Druck jede wahre Menschlichkeit zu ersticken droht und es beinahe eines jahrelangen Studiums bedarf, um all diese Vorschriften zu überblicken und durch sie in der sozialen Welt zu überleben. Aufgrund dieser Erfahrung hat sich in vielen Menschen das Vorurteil festgesetzt, dass allein in solchen Vorschriften das wahre menschliche Leben bestünde, das Leben wesentlich ein Überleben und die Liebe eine Illusion sei. Das geht soweit, dass die Wahrheit selbst als ein menschliches Konstrukt angesehen wird. Folglich bildet das Gefühl des Verliebtseins für viele oft den einzigen Anhaltspunkt, um zu den wahren Werten des Lebens zurückzufinden. Die Beziehungen der Menschen untereinander wären einfach, wenn nicht die Werte dieser sozialen Menschheitsgemeinde auf Feindschaft und Lüge gegründet wären. Die Werte einer sozialen Gemeinschaft spiegeln den Geisteszustand und die moralische Grundgesinnung ihrer Mitglieder wider. Und so spiegelt das Verliebtsein eine ungenannte Sehnsucht nach der Wahrheit der Liebe. Das „Schmetterlingsgefühl“ im Bauch der Verliebten zeigt die innere Aufregung angesichts der Entdeckung einer neuen Dimension, die in der Begegnung mit einem anderen Menschen stattfindet, aber auch die Angst vor der Zerbrechlichkeit des Angenommenseins. Die Furcht davor, abgelehnt zu werden, begleitet das Verliebtsein auf Schritt und Tritt. Derart verunsichert kann es auch noch keine echte und ausgeglichene Liebe sein, vielmehr nur eine Sehnsucht danach. Die Geschlechtsliebe ist dazu bestimmt, einen gemeinschaftlichen Bund zwischen zwei Menschen zu schaffen, der die Grundlage des Wirkens für eine größere Gemeinschaft sein sollte.