Träume richten sich nicht nach unseren Wünschen.
Vieler Menschen Wunsch ist es, sich ihre Träume erfüllen zu können.
Dies bezieht sich in der Regel aber auf Tagträume. Denn im Schlaf träumen wir leider kaum jemals das, was wir wollen und wüschen. Dennoch verbinden wir regelmäßig den Ausdruck „träumen“ mit schönen Erlebnissen und Gefühlen. Wenn wir in positiver Konnotation von Träumen sprechen, meinen wir aber das Tagträumen, das wir geregelt steuern und kontrollieren können. Wir meinen damit unsere Fantasietätigkeit.
Der wirkliche Traum aber ist ein Tauchgang ohne Grund. Es fehlt die Richtung auf ein klares Ziel. Erstickung würde folgen, gelänge nicht ständig die Flucht aus dem Traumgeschehen. Und so ist der Traum in seiner Bilderflut eine beständige Flucht vor dem Versinken im Namenlosen und ein Gleichnis der Vergänglichkeit unserer Welt. Selbst dann, wenn wir glauben, der Regisseur zu sein, so entzieht sich doch das Traumgeschehen listig unserem Zugriff. Weder die Logik des Tagesbewusstseins noch ein kontinuierliches Erinnern wird darin aufrechterhalten. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft können zu überzeitlichen Szenen verschmelzen und selbst in den Klarträumen setzt das klare Erinnerungsvermögen aus. Präkognitive Träume kommen bei einer Vielzahl von Menschen häufig vor, besonders bei hypersensitiven, die unter einer angstvollen Erwartungshaltung in Bezug auf die Zukunft leben. Tiefe Offenbarungsträume sind selten, aber es gibt sie. In der Regel rekapitulieren wir in Träumen unsere Vergangenheit in ihren Erlebnissen und Gefühlen, die gleichsam tief in unsere Leiblichkeit gesunken sind. Jede Nacht tauchen wir erneut in ihre verschiedenen Sphären ein und entwickeln ausgedehnte Empfindungsträume bis hin zu den plastischen Träumen des REM-Schlafs in vielen Variationen und unterschiedlicher Ausprägung. Aber Herren über diese Träume sind wir nicht.