Die Raucherin, Ölpastell auf Zeichenpappe, 1993
Die Raucherin, Ölpastell auf Zeichenpappe, 1993

Zum Unterschied von Spaß und Freude

Spaß und Freude sind unterschiedliche Emotionen, die nicht verwechselt werden dürfen.

In unserer Gesellschaft hat sich eingebürgert, dass wir schon gewohnheitsmäßig das Wort „Spaß“ gebrauchen, wenn wir „Freude“ meinen.

Tatsächlich können wir uns immer wieder dabei ertappen. Die Redewendung: „Es muss ja auch Spaß machen, sonst lohnt es sich nicht!“, oder: „Hauptsache, es macht Ihnen Spaß!“, gehört heute zum guten Ton. Nein, Spaß ist nicht die Hauptsache im Leben, nicht einmal die Freude ist es, die hier als Gegenpol zum Spaß behandelt werden soll! Dass wir den Unterschied zwischen Spaß und Freude nicht mehr wahrnehmen, ist symptomatisch für unseren Zeitgeist. Denn es gibt wohl keinen größeren Unterschied als den zwischen Freude und Spaß. Woran denken wir, wenn wie das Wort „Spaß“ auf uns wirken lassen? Spaß ist mit einem aufgewühlten Gemütszustand verbunden. Es handelt sich um einen spannungsreichen, überreizten Zustand, der förmlich gesucht wird. Irgendein weisheitsvoller Ernst, eine emotionale oder gar spirituelle Tiefe, eine echte Empathie, ein echtes Interesse an der Mitwelt oder dem Mitmenschen geht dem Spaß vollkommen ab. Begriffe wie „Ernst“, „Tiefsinn“ oder gar „Heiligkeit“ lassen sich mit der Bedeutung des Wortes Spaß nicht vereinbaren. Spaß geht mit ausgesprochener Oberflächlichkeit und betont sinnlicher Spannung einher. Spannung wird hier auch nicht einer Lösung zugeführt, sondern absichtlich verstärkt, hemmungslos ausagiert und in ihrem Abklingen möglichst hinausgezögert. Spaß macht süchtig. Zugleich dient Spaß vor allem dazu, jede tiefere Empfindung für Ernst und Seelentiefe zu umnebeln und zu blockieren. Nicht einmal romantische Gefühle können unter den Spaß subsumiert werden. Vielmehr entspricht der drängende Wunsch, Spaß zu haben, einer psychologischen Methode der Konfliktverdrängung, die darin besteht, dem Ernst und der Wahrheit des Lebens auszuweichen. Es ist daher eine unachtsame und wenig treffende Redewendung, wenn ich sage: „Diese oder jene Tätigkeit hat mir großen Spaß gemacht“, sofern ich damit eigentlich ausdrücken will, dass sie mir Freude bereitet hat. Freilich mag eine gewisse Spaßkomponente dabei gewesen sein. Aber eigentlich ist Spaß der Antipode zur Freude. Freude zeigt im Unterschied zum Spaß ein völlig anderes Erlebnis, von wesentlich anderer Qualität. Das Erleben von Freude geht mit kreativer Schaffenskraft, einem Gefühl der Freiheit, der inneren Erfüllung und des Seelenfriedens einher. Freude lässt sich nie allein durch sinnlichen Genuss, sondern nur durch Kreativität und eine offene, lebendige Kommunikation mit der Mitwelt herstellen, die ein Urvertrauen – nicht in die Welt, sondern in Gott – voraussetzt. Der teilweise oder vollständige Mangel dieses Urvertrauens soll durch den Spaß abgedeckt werden. Jeder Spaß hinterlässt aber am Ende nur innere Leere, während die Freude der Ausdruck inneren Reichtums ist.
So gibt es auch zwei verschiedene Formen des Lachens. Es gibt ein Lachen aus Spaß, ausgelöst durch grobe und oberflächliche Witze, die sich auf Kosten anderer gütlich tun. Es ist fast immer ein Lachen aus Schadenfreude, deren Ursprung Hochmut oder Missgunst ist. Es ist ein gewolltes Lachen, bestenfalls ein kindisches Kichern aus sinnlichem Kitzel, wie es charismatische Gemeinden praktizieren. Das Lachen aus Freude entspringt dagegen einer inneren Geborgenheit und Harmonie, die Einblicke in einen höheren, umfassenderen Zusammenhang der Dinge gewähren, Dankbarkeit hervorrufen und befreiend wirken. Während der Spaß in seiner Brutalität aufsprießende Lebenskeime zertritt, befreit uns die Freude zum Aufbruch nach immer neuen Ufern.