Die geistige Voraussetzung für Gesundheit ist innere Gelassenheit.
Wie kommt man dahin, die bewusste Herrschaft über seinen Leib zu erlangen und ihn dadurch nicht nur gesund zu erhalten, sondern auf eine höhere Stufe zu heben?
Das Stichwort dabei ist Gelassenheit. Wir müssen aufhören, unseren Leib einer manipulativen Ermächtigung von außen zu unterziehen. Auf alle möglichen gut erprobten Hilfsmittel dürfen wir nicht verzichten, sofern sie sparsam und in Maßen gegeben werden und nicht abhängig machen. Aber der Hauptbestandteil einer Therapie sollen nicht Medikamente sein, sondern die rechte geistige Gesinnung und das völlige Vertrauen in einen persönlichen Weltengrund, der als gut und gerecht erkannt wird. Alle äußeren gesetzlichen Maßnahmen, die mit Überredung, Nötigung, Zwang, Terror, Panikmache und äußerer Ermächtigung einhergehen, können wir daher getrost als falsch und zerstörerisch ablehnen. Unter dieser Bedingung tritt allmählich Gelassenheit ein. Gelassenheit ist nicht Gleichgültigkeit, sondern ein vertrauendes Sich-Einlassen auf die guten, heilsamen Kräfte einer übersinnlichen, himmlischen Welt, ohne die wir gar nicht existieren könnten. Wenn wir sie liebend zulassen, werden sie in uns wirksam und zu unserem persönlichen Besitz. Wer sich dagegen selbst ermächtigt oder sich von äußeren Faktoren lenkend ermächtigen lässt, reißt sich damit selbst aus dem Zusammenhang einer universellen Ordnung, an der er als ein unverzichtbares Glied der Gesamtschöpfung mitarbeiten soll. Nur unter der letzteren Bedingung kann er sich überhaupt seine Gesundheit erhalten, nicht als austauschbares Rädchen im Getriebe dessen, was sich uns als „Welt“ repräsentiert. Die industrielle Gesellschaft und die aus ihr hervorwachsende transhumanistische Gesinnung behandelt aber den Menschen als ein austauschbares Rädchen und rechnet nicht damit, dass eine solche Einstellung auf Dauer zum Zusammenbruch des ganzen Systems führen muss.
In faschistoiden Systemen, die sich – wie die historische Betrachtung auf notorische Weise offenbart – am Ende einer jeden Sozialordnung aufbauen, reagieren die meisten Menschen gleich: Mit Verleugnung und Wegsehen, mit dem Aufbau „kognitiver Dissonanz“, mit einer totalen Verweigerung des Diskurses, weil ja „nicht sein kann, was nicht sein darf“. Diese fast durchgängige Gleichförmigkeit menschlicher Reaktionen auf eine äußere Ermächtigung, ja die fanatische Zustimmung zu derselben unter fadenscheinigen Vorwänden, zeigt, wie unentwickelt die einzigartige Individualität der einzelnen Menschen in moralischer Hinsicht – jeder äußeren Zusicherung des Gutmenschentums oder christlicher Überzeugungen zum Trotz – im Allgemeinen noch ist. Esoterisch orientierte Evolutionisten sehen dies als einen notwendigen Entwicklungsschritt auf dem Weg zu einer schrittweisen Vollendung an, angeblich, so fabulieren sie, über viele Reinkarnationen. Aber das sind Illusionen. Denn der Mensch ist bereits von Geburt an diejenige Individualität, als die er auf die Welt gekommen ist, diese ist aber gleichwohl noch ziemlich verschattet. Jeder Mensch bringt seinen Grundcharakter von Geburt an mit auf die Welt. Durch die bewusste Entwicklung seiner Werke soll er moralische Stellung nehmen oder seine Grundgesinnung festigen. Unsere charakterliche und moralische Unvollkommenheit ist von daher also nicht einem unumgänglichen Schicksal geschuldet, sondern dort, wo sie noch im Erwachsenenalter auftritt, selbstverschuldete Unmündigkeit. Mangelnde Wahrheitsliebe kommt immer in einer selbstverantwortlich getroffenen Entscheidung zum Ausdruck. Es kann ein Mensch z.B. auch nicht aus heiterem Himmel von schenkender Nächstenliebe emotional überwältigt werden, etwa so, dass er vor lauter Emotionen dieser Art handlungsunfähig würde. Nur im Hinblick auf eine verlangende Liebe, auf ein Verliebtsein, ist das gewöhnlich der Fall. Aber auch jedem Verliebtsein geht letztlich eine Entscheidung voraus. Denn es gibt keine Liebe ohne Entscheidung bzw. bewusste Wertschätzung einer Qualität.