Das transhumanistische Denken bereitet die Herrschaft von Psychopathen vor.
Wir könne eine rein kombinatorische Intelligenz, mit deren Algorithmen wir auch unsere Computer füttern, von einer geistig ausgerichteten Intelligenz, die nach dem Wesen der Dinge fragt, unterscheiden.
In letzterer Form der Intelligenz können wir die wahre und ursprünglich menschliche erkennen, während wir in der Anwendung der ersteren auf lebendige Wesen und Lebensvollzüge bereits einen Missbrauch und eine Perversion der letzteren erkennen können. Die Sackgasse, in die die derzeitige akademische Philosophie geraten ist, ist dem Umstand zu verdanken, dass sie den methodischen Atheismus der Naturwissenschaften zu ihrer Weltanschauung erhoben hat und zugleich jeder metaphysischen Erkenntnisfähigkeit misstraut. Sie strebt nach Weisheit, geistiger Einsicht und Transzendenz und leugnet doch entweder die Möglichkeit, sie je zu erlangen, oder gar ihre Existenz. Sie hat verlernt, dass Weisheit, welche die Philosophie in Wahrheit sucht, – denn Philosophie ist „Liebe zur Weisheit“ – ohne Transzendenz nicht möglich ist. Stattdessen setzt sich unter Akademikern die transhumanistische Sichtweise durch, die den Menschen und seinen Geist als einen biologischen Computer betrachtet. Nach dieser Auffassung wird der menschliche Geist von äußeren Parametern diktiert und Wille und Bewusstsein wie auch menschliche Persönlichkeit sind bloße Reflexe dieser Parameter. Im Rahmen des transhumanistischen Weltbildes beschränkt sich der transzendente Aspekt der Intelligenz auf einen mathematischen oder sprachlichen Formalismus.
Vertreter der transhumanistischen Intelligenz, die diese obendrein mit „Geist“ identifizieren, verkennen vollkommen, dass die geistigen Fähigkeiten des Menschen grundsätzliche metaphysische Wahrheiten zu erkennen, weit über einen Formalismus sprachlicher Fertigkeiten hinausgehen. Nicht in der Analyse formaler Satzgefüge oder in einem mathematischen Formalismus erschöpfen sich die Fähigkeiten des menschlichen Verstandes zur Transzendenz, die über eine Erfassung und Analyse der Außenwelt als konkrete Objekte weit hinausgehen, sondern allein schon in der Setzung und Erkenntnis von Sinn und Bedeutung ist die Grundlage einer Transzendenz als übergeordneter Wirklichkeit gegeben, die im Sprachvermögen des Menschen offenbar wird. Schon im Tierreich, insbesondere bei Säugetieren, bemerken wir diesen Bezug zur Transzendenz in den Sinngebungen und Wertigkeiten, die bestimmten Aspekten der Außenwelt zugeschrieben werden, doch sind diese auf das konkrete leibliche und seelische Wohl innerhalb ihrer jeweiligen sinnlichen Sphäre beschränkt. Sinn und Bedeutung müssen hier nicht erst entdeckt und erarbeitet werden, sondern sind von vornherein gegeben. Eine Vermittlung von Sinngehalten muss daher nicht auf einer sprachlichen Ebene erfolgen, die ihre eigenen Gesetze und Wertigkeiten hat und imstande wäre, die Sinnessphäre zu verlassen.
Der Transhumanismus lehrt nun eine ganz andersartige Intelligenz, die mit der tierischen gemein hat, dass sie sich innerhalb einer Sphäre konkreter Objekte bewegt. Diese Sphäre verwertet sie nun aber kombinatorisch mit Hilfe der im menschlichen Verstand verankerten Fähigkeiten auf bestmögliche Weise zu vorgefassten Zwecken, die allesamt auf dem Gebiet der Robotik, ihrer Beherrschung und einem damit verbundenen persönlichen Machtgewinn liegen, während ihr andererseits die den Tieren grundsätzlich eigene Resonanz im Sinne von echtem Mitgefühl und Wohlwollen gänzlich abgeht. Ein derartiges Resonanzvermögen ist bei allen Säugetieren trotz ihrer natürlichen Gruppenegoismen mehr oder minder stark ausgeprägt, während es bei Reptilien auffällig stark abgeschwächt ist, weshalb sich auch etwa Krokodile kaum domestizieren lassen. Dies ist auch der Grund, warum ein besonders mitleidsloses und egoistisches Verhalten als „kaltblütig“ bezeichnet wird. Mithin ist die ideale Verkörperung der transhumanistischen Intelligenz die des Psychopathen, also eines Menschen ohne echtes Mitgefühl, der andere Menschen und Lebewesen nur als Mittel zum Zweck egoistischer Zielsetzungen benutzt, die im sinnlichen Wohlleben und im Zuwachs von Macht und Einflussmöglichkeiten liegen. Menschen oder Tiere, die der Psychopath angeblich liebt, dienen ihm nur als eine Erweiterung seines Egos, und die Resonanz mit ihnen findet genau an jenem Punkt ein Ende, wo sich die von ihm angeblich Geliebten seinem Willen und seinen Befehlen widersetzen oder sich gar von ihm abwenden. Wie der Wolf, wenn er den Hunger kommen fühlt, auf Beutezüge geht, so ist dem Psychopathen sein ganzes persönliches Leben ein einziger Beutezug und die ganze Welt seine potenzielle Beute. Das perfekte Exemplar eines Psychopathen ist ein Mensch, dessen höchster Wunsch es ist, der ganzen Menschheit seinen persönlichen Stempel aufzuprägen. Die Intelligenz des Psychopathen ist demnach darauf trainiert, die ganze Menschheit in Opfer und Mittäter sowie auszurottende Kontrahenten einzuteilen und potenzielle Opfer mit Adleraugen zu suchen. Als seine Opfer sucht sich der Psychopath vor allem diejenigen heraus, die unter der Masse der Menschen am unauffälligsten, untertanentreu und am ehesten „dem Mainstream ergeben“ zu sein scheinen. Menschen mit auffälligen individuellen Wesenszügen und persönlich erworbenen spirituellen Grundsätzen scheut er als Opfer seiner Ausbeutungsversuche, weil sie seinem Wesen fremd sind und er sie nicht genügend beurteilen kann, er geht ihnen aus dem Weg oder versucht sie kaltzustellen. Während die Mehrheit der Menschen die Besonderheit einer Person an einer außergewöhnlichen Wertigkeit festzumachen sucht, die sie mit keiner anderen teilt, sucht der Psychopath nach denjenigen Individualitäten, die sich dadurch auszuzeichnen scheinen, dass sie keinerlei besonderes individuelles Merkmal aufweisen. Bezeichnenderweise wird genau diese Art von Intelligenz in einem Harvard-Figurentest gemessen, in dem es darum geht, unter Fünf geometrischen Figuren diejenige herauszufinden, die nicht in die Reihe passt. Die Lösung ist diejenige Figur, die kein individuelles Merkmal aufweist, sondern eine Reihe von Merkmalen, die auch die anderen Figuren enthalten. Psychopathen haben die größeren Chancen diesen Test in kürzester Zeit zu bestehen, nicht aufgrund einer höheren allgemeinen Intelligenz oder Urteilskraft, sondern weil sie von ihrer grundsätzlichen Willensrichtung her darauf trainiert sind. Der Psychopath sucht nicht nach dem Wesen der Dinge in einer besonderen Wertigkeit. Diese Wertigkeit ist für ihn bereits in dem Vorurteil seiner egozentrischen Willensrichtung gegeben, die auf den „Durchschnittsmenschen“ als sein Opfer abzielt.