Polypenmenschen, Buntfarbstiftzeichnung auf Zeichenpappe, 1983
Polypenmenschen, Buntfarbstiftzeichnung auf Zeichenpappe, 1983

Über Zufall und Kausalität

Der Zufall ist kein Erklärungsprinzip, sondern ein beschreibender Begriff.

Seit die Statistik als eine Methode der Naturwissenschaft eine immer größere Rolle spielt, wird dem Begriff des „Zufalls“ eine Wirksamkeit an sich zugeschrieben und er als ein Vorgang definiert, der keiner Erklärung bedürfe.

Dem „Zufall“, der ursprünglich lediglich ein beschreibender Terminus ist, wird somit der Status eines Wesens, das keiner Erklärung und keines Ursprungs bedarf, zugeschrieben. Der Zufall wird auf diese Weise geradezu zu einem „Allvater des Seins“ erhoben. Und das Synonym des Chaos als die vermeintlich schöpferische Instanz der Welt wird ihm als überschwängliche Etikette zugemessen. In Wahrheit ist der Begriff des Zufalls – weit davon entfernt, ein metaphysisches Omen zum Ausdruck zu bringen, welches seinen Grund in sich selbst habe und mächtig genug sein könnte, die Welt aus sich selbst zu erklären – wohl definiert und bedeutet nichts anderes als das Zusammentreffen verschiedener voneinander unabhängiger Kausalketten oder Bedeutungskonstellationen, die unterschiedlichen Kausalketten angehören. Darüber, inwieweit ein solches Zusammentreffen etwa eine weitere Erklärungsgrundlage entzogen wäre, wird keine Aussage getroffen. Gerade dieser Erklärung aber bedarf es. Denn nichts ist ohne Grund außer dem Urgrund selbst. Und der Zufall ist kein Urgrund. Indem die Ideologen der modernen Naturwissenschaft allein in der Kausalität ein gültiges Erklärungsprinzip postulieren, müssen sie, wo ein solches Prinzip der Erklärung nicht ausreicht, auf den „Zufall“ in dem entfremdeten Sinne eines nicht erklärungsbedürftigen Urgrundes, der nach ihrer Ansicht Chaos und Willkür impliziert, zurückgreifen. Dieser „Zufall“ ist der Gott ihrer Ideologie. Diese Ideologie setzt eine unsaubere Begrifflichkeit und übereilte Schlussfolgerungen voraus und hat unvorstellbares Elend gestiftet. Unter ideologischen Vorgaben wie diesen wurde im Volk die Liebe zum Chaos, zur Willkür, zur Gesetzlosigkeit gefördert, indem sie unter Berufung auf die Naturwissenschaft eine scheinbare Rechtfertigung erhielt. Das Ergebnis ist die Wirrsal des gegenwärtigen Zeitgeistes.
Versuchen wir nun aber die Bedeutung nicht kausaler Zusammenhänge zu ergründen und beginnen wir bei dem, was wir für das Kausalitätsprinzip halten. Wir erkennen, dass es in unserer Welt niemals monokausale Ursachen gibt und auch niemals monokausale Wirkungen. Jede für sich betrachtete Kausalkette ist nur das künstliche Produkt einer eingleisigen Betrachtungsweise. Jede scheinbar in sich geschlossene Kausalkette wird von zahllosen anderen durchkreuzt. Folglich ist jede Form kausalen Geschehens in einen größeren Zusammenhang nicht kausaler Art eingeordnet. Diese Einordnung setzt aber einen gemeinsamen Ursprung all dieser möglichen Kausalketten voraus, der sich nicht mechanistisch erklären lässt, sondern auf Wesen zurückgeht – begabt mit Gefühl, Einsicht, Willen und Resonanzvermögen. Sowohl hinter den mechanischen als auch hinter den quantenphysikalischen Phänomenen verbergen sich geistige Wesenheiten mit Willen und Bewusstsein. Somit lässt sich sagen, dass es keinen Zufall gibt, der nicht zugleich gewollt ist.