Die Arroganz des Wissens besteht darin, zu behaupten, man könne die Grenzen des Wissens abstecken, die uns vom Sinn des Ganzen trennen.
Der scheinbaren Demut des Nichtwissens unter der falschen Berufung auf den Ausspruch des Sokrates und der damit verbundenen Weigerung, wahre Tatbestände zu erkennen und verantwortungsvoll zu handeln, korrespondiert die überhebliche Arroganz derer, die sich aufgrund ihrer eigens ersonnenen Theorien über das Weltgebäude geradezu für allwissend halten.
Diese Haltung ist vor allem unter Berufsphilosophen weit verbreitet. Neben hartgesottenen Materialisten, Reduktionisten, Positivisten und Bewusstseinsleugnern, deren Namen ich hier nicht nennen möchte, finden sich auch solche, die sich einer offenen Welttheorie verschrieben haben, indem sie nicht nur die Welt selbst, als Schöpfung in ihrer Gesamtheit, sondern auch eine schöpferische Instanz rundum leugnen. Was diese Philosophen allerdings an Erkenntnisgewinn zutage fördern, ist durchaus armselig zu nennen, und noch armseliger sind die Gottesbilder, die sie aufstellen, um sie dann ganz zurecht zu leugnen. Dabei umgeben sie sich mit einem Nimbus der Demut. Gerade die Tatsache, dass sie nicht alles wissen können, erfüllt sie mit dem Hochmut sicheren Wissens darüber, was man nicht wissen könne. Denn was sie nicht wissen, so glauben sie zu wissen, das könne auch sonst niemand wissen. So fühlen sie sich sicher in ihrem Status als Wissende. Sie schließen ihre Fehlbarkeit zwar nicht aus, halten aber ihre grundsätzliche Fehlbarkeit als Systemtheoretiker für äußerst unwahrscheinlich. Mit einem Wort: Sie halten sich für Wissende, die sich auf die dogmatischen Grenzen ihres Wissens überaus viel einbilden.