Die wahre Natur der Dinge fügt sich nicht alternativen Erklärungsansätzen.
Unser Denken und Forschen spielt sich in aller Regel im Widerschein zweier Kategorien ab: Wir können einen Naturvorgang einmal kausal, als die Folge eines anderen, ein andermal teleologisch, als die Ausrichtung auf ein Ziel, erklären.
Die kausale Betrachtungsweise rechnet mit der Trägheit und Passivität der Dinge, die teleologische mit der Aktivität beseelter und intelligenter Wesen. „Der Stier hat Hörner, nicht um damit zu stoßen, sondern er stößt, weil er Hörner hat”. Dies wäre die kausalistische Betrachtungsweise. Gut. Die Frage bleibt doch: Warum hat er Hörner? Und selbst wenn die Ursache verschieden ist von ihrem Ergebnis, wenn also die Ursache, die die Hörner hervorgebracht hat, verschieden ist von dem Stoßen, einen Grund muss es haben, wie es zu den Hörnern kommt! Noch mehr: Es muss ein innerer Zusammenhang bestehen! Das Stoßen ist ja die Folge der Hörner, rein physikalisch betrachtet. Was wir beobachten können, ist also nur das letzte Ende und Resultat eines übergeordneten Zusammenhanges, und wir betrachten dieses aus zwei Begriffen gebildete Ende von zwei verschiedenen Seiten. Über die wahren Gründe schweigt die Natur.
Vielleicht aber kommt man der Wahrheit näher, wenn man auf die beiden Kategorien verzichtet und das Schweigen der Natur durch sich selbst sprechen lässt. Die Natur sagt nichts von Zwecken, wenn sie nicht der Mensch, der sein Handeln nach gedanklich gefassten Absichten regelt, in sie hineinlegt. Zum Wesen der Natur gelangt der Mensch nicht, indem er sich ihrer bemächtigt und ihr seine eigenen Gesetze auferlegt, womit er vorgibt, im Grunde schon alles zu wissen, sondern der Anfang aller Erkenntnis ist das Sich-Verwundern. Durch das Sich-Wundern erst, das im Menschen seinen Anfang nimmt, eröffnet die Natur von selbst ihm ihre Geheimnisse: Der Mensch gibt der Natur die Gelegenheit, durch sich selbst zu sprechen. Indem er ihrer Sprache lauscht, erfährt er das Wunder, sie verstehen zu können. Und als ein weiteres Wunder erlebt er, dass dieses Verstehen etwas ganz anderes zu finden vermag als sein gewöhnliches Denken ihm einreden will. Trotzdem fängt er an erst wirklich zu begreifen. Das Kind vermutet selbst in Steinen Wesen seinesgleichen. Die Zeichnungen auf Falterflügeln sind lebendige Gesichter und dem Kind ein freudiger Beweis, dass die Natur genauso malt wie es selbst. Alles ist Spiel, ist Bild seiner eigenen Welt. Der Erwachsene sucht durch sein Denken der Natur ihre Geheimnisse zu entreißen, er möchte die Macht über sie, weil er sich getrennt von ihr glaubt – und sich auch nicht mehr wie das Kind in einem Bilderleben eins mit ihr fühlen kann.