Ausgeliefert, 1997, Budfarbstiftzeichnung auf Zeichenpapier
Ausgeliefert, 1997, Buntfarbstiftzeichnung auf Zeichenpapier

Worin gründet die Unsterblichkeit der Geistseele?

Die Unsterblichkeit und Macht des Auferstehungsleibes gründet auf der Sterblichkeit des irdischen Fleischleibes.

Gegen die Unsterblichkeit unserer Geistseele wird das Argument ins Feld geführt, dass unser physischer Leib, in dem wir gleichsam inkarniert sind, nur eine begrenzte Aufnahmekapazität habe … 

… und durch seinen Stoffwechsel mit der Umgebung in einem ständigen Kampf der Selbsterhaltung stehe, die ihn ausgesetzt, empfindlich und zerbrechlich mache und ihn daher von vorn herein zu einem Sein zum Tode bestimme. Einer stark verlängerten Lebensdauer würde sich demgegenüber lediglich unsere Anspruchshaltung anpassen und sie würde daher an dieser grundsätzlichen Tatsache nichts ändern. Eine potenziell unbegrenzte Lebensdauer wäre hingegen nur unter der Bedingung aufrechtzuerhalten, dass mit der Erneuerung unserer Körperzellen auch die Last unserer sich anhäufenden Erinnerungen gelöscht werden müsste. Im Übrigen würde ein solches Leben wegen der ständigen Wiederholung von Sinneseindrücken, Tätigkeiten in begrenztem Umfeld, Genüssen, Ernährungs- und Stoffwechselprozessen auf Dauer überaus langweilig werden und eine Lebenssattheit würde bald, spätestens aber nach wenigen Jahrtausenden eintreten. Weiterhin, so wird behauptet, treibe uns ja allein die Todesfurcht und das Bewusstsein der Einmaligkeit unserer Erlebnisse an, Freude und Erfüllung aus unserem Leben zu schöpfen. 

All diese Argumente sind, bezogen auf unseren physischen Leib, vollkommen berechtigt. Fehlende Furcht vor der Zerstörung unseres Leibes hätte nicht nur eine Gleichgültigkeit im Hinblick auf sein Dasein und eine mangelnde Sorge zur Folge, sondern ebenso eine Gleichgültigkeit gegenüber den sich ständig wiederholenden Sinneseindrücken. Die Angst und Sorge um unseren Leib sind also, wenigstens während unserer irdischen Existenz eine absolute Notwendigkeit für unsere seelisch-geistige Entwicklung in und mit diesem Leib. Ohne sie würden wir in der schlummernden Trägheit unseres leiblichen Bewusstseins versinken, was eine große Gefahr für unsere spirituelle Entwicklung bedeuten würde. In genau diesem Sinne sind all diese Argumente ohne Einschränkung berechtigt, und sie bestätigen einmal mehr, dass z.B. die führenden Personen der Zeugen Jehovas, die an eine Unsterblichkeit im Fleischkörper glauben, spirituell verstanden, Todesdiener sind. Nichts besagen diese Argumente aber gegen die Ewigkeit eines verwandelten Geistseelenleibes, der die Identität des Menschen trägt, eines Leibes, der mit unbegrenzter kreativer Kraft ausgestattet ist und durch den die tiefsten Bedürfnisse der menschlichen Seele befriedigt werden können, eines Auferstehungsleibes, der sich in allen Dimensionen bewegen und in ihnen Wirken kann und der alle existenzielle Angst überwunden und durch glühende Liebe ersetzt hat. 

Angst vor der Beschädigung des irdischen Leibes hat dagegen zwar ihre wohlbegründete Funktion, kann aber niemals der inspirierende Genius des Lebens und der Schöpferkraft sein, vielmehr engt sie diese bei dauerhafter Anwesenheit ganz erheblich ein. 

Weiterhin müssen wir bedenken, dass auch alle wertvollen Erlebnisse, die wir dem Bewusstsein der Endlichkeit unseres irdischen Lebens abringen, ohne jeden Wert wären und am Ende annulliert würden, wenn sie mit dem physischen Tod in ein absolutes Nichts hinabgerissen würden. Und was würde ein Mensch tatsächlich tun, dem ein unsterbliches irdisch-physisches Leibesleben zugesichert würde, aber unter der Voraussetzung bleibender äußerer Vernichtungsmöglichkeit und Vernichtbarkeit eben dieses Leibes? Würde er ein träges, sorgloses Dasein führen? Nein, er würde sich sozial zurückziehen und ein Dasein in fortwährender Sorge und Angst fristen!