Bedrohung, 1977, Isographenzeichnung
Bedrohung, 1977, Isographenzeichnung

Über den Unterschied von Demut und Demütigung

Demut kann niemals aus der Demütigung durch Menschen hervorgehen.

Die Gedankenpolizei des Katholizismus, die das Vorbild aller sozialistischen Systeme ist, hat eine Kultur der Demütigungen hervorgebracht, die irrtümlich mit Demut gleichgesetzt wird.

Seit dem Spätmittelalter mit einem besonderen Höhepunkt in der sogenannten Neuzeit war es in der bürgerlichen Gesellschaft üblich, Kinder dadurch zur Demut gegenüber Autoritäten anzuhalten, dass man sie demütigte. Und diese Methode besteht auch bis heute noch fort, sogar in einer inzwischen areligiösen Gesellschaft fort. Die Demütigungen sind in einer Gesellschaft, in der alles nur noch von der unbegründeten, oft mehr als dummen Meinung der Mitmenschen abhängt, sogar noch subtiler und heimtückischer geworden. Sie greifen mit Bemerkungen von Müttern wie „Wir haben dich nie gewollt“, einer der schlimmstmöglichen Äußerungen überhaupt, den existenziellen Selbstwert des Kindes an. Solche Bemerkungen traumatisieren, führen zu verzweifeltem sozialem Rückzug, zu Depression oder zum Menschenhass. Kaum weniger schlimm sind Äußerungen, die in der Wut eines gekränkten Ehrgefühls der Eltern, getätigt werden, wenn sie darüber verzweifeln, mit ihren Kindern nicht prahlen zu können, wie etwa: „Aus dir wird nie etwas! Du schaffst es sowieso nicht! Du bist ein Versager!“ Äußerungen wie diese können für Kinder noch schlimmer als Höllendrohungen sein, zumal man in der Hölle ja wohl in guter Gesellschaft mit Seinesgleichen sein kann, als Versager aber gegenüber der – so scheint es – allgemein erfolgreichen Mehrheit zu den Außenseitern zählt.
Eltern wie diese sollten sich schämen: Schwätzenden, lästernden, spottenden Menschen, die tagaus tagein nichts Besseres zu tun haben, als die vermeintlichen Verhaltensfehler anderer zu kritisieren, wird ihrerseits mehr Ehre gegeben als Gott, der für die Frommen freilich „ganz weit“ oben thront und für die meisten Durchschnittsmenschen gar nicht existiert.
Ständige Demütigungen machen auch aus Erwachsenen sich ängstlich duckende Kleingeister. Für Kinder aber bedeuten sie die existenzielle Vernichtung. Kinder brauchen Liebe und Ermutigung, Ermutigung zum selbständigen Denken und zur Kreativität, Ermutigung zur Gerechtigkeit! Nur eine solche Erziehung, die den Selbstwert des Kindes stärkt und fördert, kann zu einer wahren Demut vor Gott und der Schöpfung führen. Wahre Demut entspringt allein der freiwilligen Liebe und Überzeugung des Herzens.