Götzentanz, 1997, Buntfarbstiftzeichnung
Götzentanz, 1997, Buntfarbstiftzeichnung

Über den Ursprung der inneren Zerstrittenheit

Die Bosheit der Menschen hat ihren Ursprung in einer großen präexistenten Verführung.

Es gibt tiefe Wahrheiten, die sich nur in Gestalt einer märchenhaften Geschichte erzählen lassen.

Was war, bevor das Universum, wie wir es kennen, entstanden ist? Davor war eine herrliche Schöpfung. Denn Gott ist kein Stümper und die Schöpfung, wie wir sie kennen, ist kein Experiment, sondern eine Notmaßnahme. Vor langer Zeit, als es noch keine gerichtete Zeit gab, kein Vergehen, sondern allein dynamisches Werden, gab es einen großen Kosmos des Lichts, bewohnt von zahllosen Arten von Wesen, entstanden und werdend alle zur selben Zeit. Diejenigen darunter, denen von Anfang an Wissen und Herrlichkeit verliehen war, waren beauftragt, solche zu lehren, die unbefangen, als Kinder der Liebe, erschaffen waren, die äonischen Zöglinge. Denn Weisheit sollte sich mit Liebe einen. Bald aber erkannten die Lehrer, dass ihre Schüler, die sie in die tiefste Weisheit führen sollten, sie bald übertreffen würden, denn die Lehrer konnten von dem Gott, der sie beauftragt hatte, lediglich ein Wissen haben, aber sie konnten ihn nicht in ihrem Herzen tragen wie die Kinder der Liebe. Da entbrannte Neid im Herzen vieler Lehrer. Sie verweigerten sich ihrem Auftragt, und verführt von einem ihresgleichen, der sich als ein selbsternannter Führer ihnen anbot, flößten sie mit Absicht diesen Kindern falsche Lehren über ihren Ursprung und das Wesen ein, das sie in Liebe hervorgebracht hatte. Und viele der Kinder glaubten sie, aber bei Weitem nicht alle. Ein Drittel der Kinder war wie hingerissen von den neuen Lehren, ein weiteres Drittel hegte berechtigten Zweifel und das letzte Drittel lehnte sie entschieden ab. Es ließ sie nicht in ihr Herz kommen.
Die falschen Lehrer trieben eifrig Werbung für die neue Lehre, doch sie mussten sich mit einem Drittel Zustimmung vonseiten der Schüler begnügen. Und sie gaben ihnen in ihr Herz ein, dass der Erhalter und Schöpfer ungerecht sei und dass man sich seiner bemächtigen müsse.
„Ihr seid fähig, dem zu widerstehen, der euch zu selbstsüchtigen Zwecken, gegen die Freiheit des Herzens, das in euch schlägt, geschaffen hat!“, verkündeten sie ihren Schülern. „Sein Wille ist, euch ewige Kinder und Schüler bleiben zu lassen. Seht ihr nicht, dass er die Rollen ungerecht verteilt hat? Wir sollen Lehrer ewig über euch sein, so hat er’s beschlossen! Kann ein solcher Schöpfer denn gerecht sein? Wir aber wünschen ja eure Freiheit und Selbständigkeit! Darum erhebt euch gegen den, der euch geschaffen hat, stürmt seinen Wohnsitz, bemächtigt euch seiner Kraft! Jeder von euch kann solch ein Schöpfer sein!“
Und die verführten Kinder jubelten laut über die Weisheit der Lehrer. Sie fühlten sich von ihnen sehr geliebt, denn sie konnten nicht in ihre Herzen schauen. Diese waren von Mauern der Weisheit umgeben. Zu Dezillionen strömten sie aus, die Burg des Vater-Mutter-Gottes zu stürmen. Da blähten sie sich auf, dass ihre Häute dünner und dünner wurden und als sie die Kraft ihres vermeintlichen Gegners in seiner Fülle forderten mit aller Willenskraft, da zerstäubten sie in alle Winkel des Seins. Ihre bösen Lehrer aber freuten sich. Sie wurden in der Folge aus den Himmeln ausgestoßen und in die Tiefen einer dunklen Welt verbannt, in der sie sich aus ihren Illusionen eine eigene, trügerisch glänzende Welt einrichteten, im Glauben, Schöpfer zu sein. Die zerstäubten Kinder aber wurden von ihren verbliebenen Freunden und guten Lehrern aus dem endlosen Äther gesammelt, zusammengetragen, in Kompartimente aufgeteilt, in neue größere Welten zusammengeführt und aus den Naturreichen über die Pflanzen und Tiere, sie Schritt für Schritt wiederbelebend, bis zur Ganzheit eines Menschen herangezogen. Nun aber setzten sich die falschen Lehrer aus der Tiefe wiederum an ihre Fersen. So kommt es, dass junge, rebellische, kaum aus den Naturreichen ausgegorene Seelen von mächtigen, ihnen an Bosheit und Intelligenz weit überlegenen Menschen – durch Versprechungen von Ruhm und Größe, materiellem Reichtum und Versorgung ohne besondere Arbeit – verführt werden, sich in politische Ereignisse einzumischen, denen sie nicht gewachsen sind, um sie als Marionetten für eigene Zwecke zu missbrauchen.