Steinwüste, 2014, Liquid-Gouage auf Leinwand
Steinwüste, 2014, Liquid-Gouage auf Leinwand

Über den Irrweg der Esoterik

Der Esoteriker hält die Erkenntnis von Gut und Böse fälschlich für dualistisch und sucht das Wesen des Göttlichen jenseits von Gut und Böse, wird es dann aber notgedrungen immer im verschleierten Bösen finden.

Die Esoteriker kritisieren an den biblischen Schriften einen angeblichen Dualismus zwischen Gut und Böse.

Diesen Dualismus suchen sie zu überwinden, indem sie das, was sie für „das Göttliche“ halten, in ein jenseits von Gut und Böse verlegen. Dagegen weiß der einsichtige Denker, dass es einen Dualismus zwischen Gut und Böse gar nicht gibt. Ebenso wenig gibt es so etwas wie eine Polarität von Gut und Böse. Das Böse ist in seiner Existenz immer von dem Wesen und der Wirksamkeit des Guten abhängig, aber nicht umgekehrt das Gute vom Bösen. Es gibt zwar ein mögliches äußerstes Böses, aber es gibt kein absolutes Böses. Allein das Gute ist absolut. Denn das Gute ist Gott in Person. Die Mächte des Bösen wollen nur absolut sein, sie führen einen verzweifelten Kampf, aber es wird ihnen nie gelingen, das Gute zu überwinden. Die Engelmächte des Bösen wissen allerdings sehr wohl, wogegen sie kämpfen. Sie kämpfen gegen den Gott in Person, gegen den Dialog mit ihm. Für den Esoteriker dagegen gibt es im letzten Grunde keinen persönlichen Gott. Ausdrücklich kennt er nur „das Göttliche“ – als letztlich unpersönliche Kraft. Wenn der Esoteriker doch einmal von Gott als einem persönlichen Wesen spricht, dann steht dieser persönliche Gott ganz außen vor. Entweder ist er völlig unnahbar und im letzten Grunde unmenschlich, „aktual unendlich“ und darum nie wirklich fassbar, man könne sich ihm nur in einer unendlichen, zeitlich nie abgeschlossenen Annäherung nahen, (was dann also praktisch und faktisch bedeuten würde, dass er nie zu erreichen wäre), wie das häretische Philosophen annehmen, die sich für „christlich“ halten. Oder aber, wie einige Esoteriker glauben, Gott ist nur symbolisch eine Person, indem er als Repräsentant unseres „göttlichen Selbst“ ein „guter Kumpel“ sei, der diesem individuellen „göttlichen“ Selbst schon immer einwohne. So wird stets nur von „göttlicher Liebe“ gesäuselt, die allem nur milde lächelnd zuschauen würde und welcher folglich alles im letzten Grunde gleichgültig sei. Somit verkennen die Esoteriker, dass allem Bösen ein gegen den göttlichen Plan gerichteter Wille zugrunde liegt, der natürlich nicht als solcher, wie sie bestrebt sind zu tun, in den Willen Gottes integriert werden kann. Daher kann der böse Wille, der Widersacher gegen Natur und Menschheit auch nur relativ, bezüglich einzelner Aspekte, aber nie im absoluten Sinne verwirklicht werden, denn er benötigt das Gute als solches zu seiner Verwirklichung und setzt es voraus. Ohne das Gute ist er nicht existenzfähig. Und er wird es daher nie aufzehren oder in sich integrieren können, ohne sich selbst zu zerstören. Die Wahrheit, die man dem Antidualismus der Esoteriker entgegenhalten kann, ist also diese: Es gibt tatsächlich keinen wirklichen Dualismus zwischen Gut und Böse. Denn das Jenseits von Gut und Böse liegt in dem Bösen.