Leistungswerke sind aus Konkurrenzsucht, Angst und Zwang geboren, sie führen zum geistigen Tod, Liebeswerke aus der Freiheit, sie führen zu geistigem Leben.
Unsere Gesellschaft hat sich die Verehrung von Leistungswerken auf die Fahne geschrieben.
Liebeswerke gelten in ihr nichts, sie werden in den Hintergrund gedrängt, verachtet und sogar verspottet. Darum gilt heute in der Werteordnung einer westlichen Gesellschaft auch die Mutterschaft nichts mehr, weil diese weniger auf äußere Leistungswerke als auf Liebeswerke ausgerichtet ist. Im Zuge zunehmender Herzensverhärtung wurde die durch mutige Frauen in Gang gesetzte Emanzipation in die Abschaffung der Weiblichkeit verkehrt. Mit der Verkehrung von Liebeswerken in menschliche Leistungswerke wurde die göttliche Werteordnung auf den Kopf gestellt. Es wurde verkannt, dass Leistungswerke nur dann von Wert sind, wenn sie aus Liebeswerken hervorgehen.
Darum ist vor Gott die unscheinbar zum Ausdruck gebrachte Liebeszuwendung einer Katze zu einem Menschen, wenn dieser traurig ist, tausendmal mehr wert als die scheinbar höchsten wissenschaftlichen Leistungen und die gelehrtesten theologischen Gedankengebäude, die in den Augen Gottes nichts als gedroschenes Stroh sind.
Die zunehmende Herzensverhärtung der Menschen in ihrem egoistischen Eigenwillen und die Vielzahl der daraus resultierenden furchtbaren Verbrechen schon innerhalb der einzelnen Familien haben es mit sich gebracht, dass fast alle Leistungswerke heute ohne Liebe und somit ohne jeden sozialen und geistigen Wert sind. Die Menschheit ist an einen Punkt fast vollständiger geistiger Verblendung angelangt, aber diese Verblendung enthält in der Folge zugleich eine Art Gericht, das geeignet sein kann, viele zur Erkenntnis ihres inneren unwürdigen Zustandes, der im Grunde unser aller Zustand ist, und damit zur Umkehr zu bewegen. Leider geht das aber nicht automatisch. Äußere Anlässe können nur zur Selbsterweckung dienlich sein, sie aber nicht selbst hervorbringen.
Die Demut spirituell Ungläubiger, aber auch traditionell und formal Religiöser besteht in der Regel in einem sich-Ausruhen auf den Leistungswerken anderer Menschen, zu denen sie aufschauen oder denen sie blind vertrauen, weil sie der Auffassung sind, dass die erwählten Autoritäten es aufgrund ihrer weltlichen Ausbildung wissen müssten. Sicher können wir nicht alles im Einzelnen nachprüfen, was wissenschaftlich tätige Menschen erforscht haben. Ein gewisses Grundvertrauen darauf, dass dies und jenes empirisch bestätigt werden konnte, ist natürlich vonnöten und auch angebracht. Äußerste Vorsicht ist aber geboten, wenn in die daraus gezogenen Schlussfolgerungen weltanschauliche Voraussetzungen einfließen, die das Leben und die Würde des Lebendigen ignorieren. Undifferenzierte Generalisierungen sind schon bei weitläufigen statistischen Auswertungen unzulässig, umso mehr in Fragen komplexer vitaler Systeme. Die Urteilskraft steht über der Anschauung, die aus Einzelfällen gewonnen wurde. Somit kommt in entscheidenden Fragen niemand um ein eigenes Urteil herum. Fast schon eine Realsatire ist es aber, wenn normativ-sozialer und wissenschaftlicher Blindglaube mit Demut verwechselt wird, indem der Verzicht auf eigenes Denken dafür ausgegeben wird. Wahre Demut hat mit Empathie und Sensitivität und somit mit äußerster Subtilität des Denkens zu tun. Demut impliziert Verantwortung vor Gott, nicht aber Verantwortungslosigkeit, in die sie die Bequemlichkeit der Menschen ummünzt, indem sie die Verantwortung an ausgewählte Autoritäten abgibt.